Erinnerung vom Ermittlungsausschuss

(english below)

Hallo alle zusammen!
Alle, die an den Protesten im Dannenröder Forst beteiligt waren und nun von Repressionen betroffen sind, möchten wir herzlich einladen, sich bei uns im Antirep-Team zu melden. Wir bieten Euch Aktivistis kostenlose rechtliche und finanzielle Unterstützung.
Wir wollen Euch an solidarische Anwälte vermitteln, die Eure Interessen vertreten.
In diesem Sinne würden wir Euch allen wärmstens empfehlen, eine Klage gegen die Repressalien einzureichen. Die Chancen auf Erfolg stehen sehr gut. In unserer Erfahrung werden die meisten Verfahren schnell eingestellt.
Bist du in einer guten finanziellen Situation und möchtest dich solidarisch mit unserem Vorhaben zeigen?
Wir sind für jede Spende dankbar.

Helft uns euch zu helfen und schreibt uns an!
Solidarische Grüße!
Danni EA

Reminder from the Legal Team

We heartily invite everyone who was involved in the protests in Danni and now faces repression to contact the antirepression team. We offer you legal and financial support for free. We’d like to connect you to solidary lawyers who represent your interests.
In that sense, we’d like to encourage everyone to fight the repression. Our chances are quite good. From our experience, most cases will be quickly discontinued.
You are in a good financial situation and want to show solidarity with our case? We are glad about every single donation.

Help us help you and write us!
Solidarity Greetings!
DanniEA

Posted in Allgemein | Kommentare deaktiviert für Erinnerung vom Ermittlungsausschuss

Freispruch wegen Anketten an Baum bei der Danni Räumung Freispruch wegen Landfriedensbruch – Prozessbericht

//english below

Die Vorgeschichte – Amtsgericht Alsfeld (1. Instanz)

Am 13.01.2022 gab es den ersten Verhandlungstag vorm Amtsgericht Alsfeld, dort wurden ein Verfahren gegen mich wegen §113 Widerstand (anketten mit Lock-On) und eins wegen §125 Landfriedensbruch während der Danni Räumung zusammengelegt. Wegen dem Landfriedensbruch hatte ich vorher einen Strafbefehl von 30 Tagessätzen bekommen gegen den ich Widerspruch einlegte, damals als ich im Wald als ich festgenommen wurde hatte ich sogar eine Haftprüfung ob ich in Uhaft soll wegen der Geschichte+ Personalienverweigerung, allerdings wurde ich in der ED Behandlung identifiziert,wegen dem Widerstand hatte ich direkt eine Anklageschrift bekommen.

Zur Hauptverhandlung waren ursprünglich insgesamt 11 Zeugen geladen. An meiner Seite hatte ich eine befreundete Person von mir die als Laienverteidigung angenommen wurde und einige Leute waren im Zuschauerbereich. Es stellte sich in unserer Befragung recht schnell heraus, dass die Zeugen die den Landfriedensbruch im Barrio Drüben zu Beginn der Räumung bezeugen sollten, alle ziemlich wenig Ahnung hatten. Genaue Gewalttaten und meine Beteiligung daran konnten sie nicht bezeugen, darunter auch eine Geschichte von 20 Leuten die sich gleichzeitig mit Raketen und Rauchtöpfen aus einem Baumhaus abseilten und auf die Cops los rannten (das war natürlich nicht so:D). Es gab also für den Landfriedensbruch einen Freispruch und für den Widerstand auch, denn während der Räumung mit dem Lock-On hatte die Person Personalien verweigert und wurde im Nachhinein durch „Superrecognizer“ identifiziert. Diese haben allerdings keinen Gutachten Status und es reichte nicht aus um festzustellen dass die Person im Lock-On wirklich die Angeklagte Person war. Die richtende Person hat gefühlt unser Argument gerne übernommen um freizusprechen und ergänzte noch dass sie bei dem Festketten keine Widerstandshandlung sehe.

Continue reading
Posted in AntiRep | Kommentare deaktiviert für Freispruch wegen Anketten an Baum bei der Danni Räumung Freispruch wegen Landfriedensbruch – Prozessbericht

Let’s organise collective!

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Über 8 Wälder sind aktuell besetzt. Monatelang wurde gekocht, gebaut, ins Feuer geschaut, Leuten klettern beigebracht und Sharingrounds gehalten. Menschen gingen ein und aus, blieben mal für paar Tage, mal für mehrere Monate oder kamen immer wieder. Doch was passiert, wenn die Wälder geräumt wurden.
Noch hat sich über Wälder hinaus keine selbstorganisierte kollektive Struktur organisiert. Immer wieder ging es in den nächsten Wald, die nächste Besetzung, neue Orte, neue Leute. Immer wieder auf Reisen.
Gibt es politische Kollektive, die sich aus Waldbesetzungen heraus organisiert haben, von Besetzeris?
Viele meiner Freunde leben in dem einen oder anderen Wald, wir sehen uns ab und zu und besuchen uns mal, aber so weit gedacht haben wir nie. Wobei es definitiv für mich die bessere Option ist, als in ein „altes“ Leben, dass es so eh nicht mehr gibt, zurück zu gehen, für was sich einige Bekannte auch entschieden haben.
Da kommt direkt die Sache mit, was für ne Struktur solls denn geben. Naja ich mein eher sowas wie ne große hängePlattform, also was physisch existierendes, ein Ort, wo ich hin kann, und eine feste Comumnity, die sich organisieren will und am besten auch gleich zusammen wohnen.
(Politische)Perspektiven schaffen, für weiter als paar Monate. Raus aus der Individualität und Vereinzelung hinzu was noch kollektiverem.
Im Wald sind wir dauerbeschäftigt. Es gibt immer was zu tun. Keine Zeit und Lust ans nächste Halbjahr zu denken. Und obwohl alle ständig unter Leuten sind, gibts immer auch welche, die ohne Bezugi da sind, was einen großen Unterschied machen kann. Einerseits kann es dich stärken, fürs Selbstbewusstsein und andererseits ist es auch schwieriger fürs Vertrauen und so, weil du die Menschen erst noch kennen lernst und die meisten schon Buddys haben.
Und am Ende ist der Wald geräumt, du hast viele Leute getroffen und zum Schluss doch keine Ahnung was jetzt kommt…
Lasst mal bitte vorher schon drüber sprechen welche Ideen es so gibt für danach! Suchen andere auch eine politische Wohnmöglichkeit, ein Kollektiv oder haben paar Aktionsideen?
Und probieren wirs dann auch aus und setzen es um.

Continue reading

Posted in Gedankenspaziergang, Räumung, [wald-statt-asphalt-newsletter] | Kommentare deaktiviert für Let’s organise collective!

Repressionen gehen weiter – Verurteilung zu 3 Jahren Bewährung

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Etwa 2 Jahre nach der Räumung im Danni wurde ein*e Aktivisti Anfang September mit dem Vorwurf „tätlicher Angriff“ zu 3 Monaten Haft auf 3 Jahre Bewährung und 100 Sozialstunden verurteilt.
Ein Räumungsfahrzeug war besetzt worden mit anschließender Polizeigewalt vom feinsten. Die Person berichtete von Schmerzgriffen im Gesicht und Atemnot, durch das Zuhalten von Mund und Nase beim Abtransport durch Cops. Der Person indessen wird vorgeworfen einen Cop beim Abtransport in die Hand gebissen zu haben und wurde dafür verurteilt: Eine übliche Praxis der Polizei und wieder einmal Beweis dafür, dass Gericht und Richterin nur Politik und Polizei dienen .

Die Repressionsbehörden arbeiten auch 2 Jahre nach dem Danni daran Aktivismus zu kriminalisieren und Strafen zu verteilen. Es stehen noch einige Verfahren aus und es werden neue dazu kommen. Wenn ihr was zu viel habt, lasst gerne eine Spende da.

Gegen jede Repression, gegen jede Vereinzelung!

Posted in Allgemein | Kommentare deaktiviert für Repressionen gehen weiter – Verurteilung zu 3 Jahren Bewährung

Es gibt ein neues Zine zum Thema Baumhäuser bauen (auf englisch):
https://archive.org/details/treesarefriends

Posted on by waldstattasphalt | Kommentare deaktiviert für Baumhaus Zine (englisch)

Erfolg vor Gericht – Kriminalisierung der Sponti gegen Räumung des #DanniBleibt in Würzburg abgewendet

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Am 28.11.2020 hatten Menschen in Würzburg in Solidarität mit den Protesten im Dannenröder Wald gegen die dortige Zerstörung des Waldes zum Bau eines weiteren Highways in Richtung Klimakatastrophe mehrere Bäume im Ringpark besetzt und durch Verlesen von Statements und Musik die vorbeischlendernden Passant*innen auf die Situation aufmerksam gemacht. In der Woche zuvor wurden im Danni mehrere Baumhausdörfer durch randalierende Polizeigangs zerstört und Menschen zum Teil schwer verletzt. Die Soliaktion in Würzburg erreichte den Tag über viele Leute und auf Bestreben der Polizei stellte sich ein Teilnehmer als Gesprächspartner zur Verfügung.
Dieser wurde im Handumdrehen als Versammlungsleiter bezeichnet und Personalien aufgenommen.
Aufgrund der vielen mitgebrachten Materialien wurde nicht vor Ort, sondern erst im Nachhinein durch einen Bußgeldbescheid die Spontanität der Versammlung in Frage gestellt. Plötzlich seien mitgebrachte Banner, ein Lautsprecher, Musikinstrumente und eine Drohne sowie eine versandte Pressemitteilung deutliche Indizien einer langen Vorbereitung der Aktion. Dass Aktivist*innen innerhalb von 12 Stunden zu so einer Mobilisierung in der Lage seien, könne die Stadt nicht annehmen und werte die Versammlung nicht als Spontanversammlung sondern Eilversammlung inklusive Verstoß wegen Nicht-Anzeigen der Versammlung bei Ordnungsamt oder Polizei. Deshalb sollte der Versammlungsleiter ein Bußgeld in Höhe von 250€ sowie 25€ Verwaltungsaufwand bezahlen. Dieser ließ sich so eine Repression nicht gefallen und erhielt deutliche Unterstützung von der Roten Hilfe Würzburg und des Danni Ermittlungsausschusses. Auch die Linke Würzburg verurteilte die Repression und erklärte sich prompt bereit, die möglicherweise auftretenden Kosten
zu begleichen. Zusammen mit einer Anwältin legte der Betroffene Widerspruch bei der Stadt ein, beantragte Akteneinsicht und forderte eine Klärung der Rechtmäßigkeit vor dem Amtsgericht.

Continue reading

Posted in Aktionen, AntiRep | Kommentare deaktiviert für Erfolg vor Gericht – Kriminalisierung der Sponti gegen Räumung des #DanniBleibt in Würzburg abgewendet

Ellaprozess: Angriff auf die Meinungsfreiheit

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Als Prozessbeobachterin und eine der Bezugspersonen von Ella aus dem Kreis der Bürgerinitiative verfolge ich den Prozess gegen die Umweltaktivistin von Anfang an. Immer mehr verfestigt sich mein Verdacht, dass es nicht mehr darum geht, herauszufinden, was Ella getan hat, sondern  welche Gesinnung Ella verfolgt. Ella hat in ihrer letzten Prozesserklärung die Frage gestellt, was das denn für eine Art Demokratie sei, die die Zukunft des Planeten und ein gutes Leben der Menschen und aller Lebewesen gefährdet.
Das wird ihr nun „als Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit und Demokratie“ ausgelegt. Als was ist dann die Bemühung einer Rechtsanwältin der UNO zu werten, den Planet Erde als Lebewesen zu begreifen und mit Grundrechten auszustatten, die einklagbar sind? Was passiert mit unserem Planeten, bevor er diese Grundrechte erhält? Werden wir ihn noch bewohnen können?
Die Rechtsverstöße beim Bau der A 49 von Seiten der Firma Deges und der Strabag (die übrigens zu 30% einem russischen Oligarchen gehört ), scheinen für die Staatsanwältin kein Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit darzustellen. (Auch dies erwähnt Ella in Ihrer Einlassung)
Gerade in Deutschland sollte wir sehr vorsichtig sein, etwas mit Rechtsstaatlichkeit zu begründen, denn auch die Hexenverbrennungen oder die Geschehnisse in der NS Zeit waren zu diesen Zeitpunkten rechtsstaatlich, aber noch lange nicht richtig. Warum sollte die Zerstörung von wertvollem Trinkwasser durch Rechtsstaatlichkeit abgedeckt sein? Gehört sauberes Trinkwasser nicht zu den im Grundgesetz abgedeckten Grundrechten auf ein Leben in Würde?

In den Polizeivideos war klar zu erkennen: Ella hat den Polizisten nicht getroffen, kein Kniestoß war zu sehen, vielmehr wurde die Angeklagte durch Karabiner und Faustschlag getroffen, was der Richter ausdrücklich betonte. Dass nun die Staatsanwältin Frau Fischer die Männer des SEK versteht, die sich nicht erinnern konnten, dass sie gesichert waren, ist vielleicht einer Anweisung des Justizministeriums zu verdanken. Wir wissen, dass SEKler Schmerzgriffe anwenden, die nicht zu sehen sind, aber Angst und Panik auslösen. Nach diesen Filmen, in denen man immer sieht, wie Ella ausweicht, sich wegdreht, von schwerer Körperverletzung zu sprechen, ist schlichtweg gelogen, um die unverhältnismäßig hohe politisch motivierte Haftstrafe zu rechtfertigen.
Nach der Katastrophe im Ahrtal, auf die sich Ella in ihrer Erklärung vom 1.3. bezieht, nach täglichen Berichten in den Medien “ Das Wasser wird knapp, Wasser ist das neue Gold“ müsste die Bedrohung des Überlebens der Menschheit im Klimanotstand doch deutlich sein. Dass sich Frau Fischer traut, die „Gesinnung“ von Ella zu bestrafen, ist der blanke Hohn. Ella, die mit einigen anderen Menschen versucht hat, das Gold der Region und die gute Zukunft gegen die industrielle Zerstörung durch unnütze Großprojekte und entgegen kurzfristiger Profite zu erhalten, sollte statt Strafe  lieber einen Orden dafür erhalten, dass sie in Kälte, Regen und Schlamm zwei Winter verbracht hat, um unsere Zukunft zu sichern.  „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Sollte dieser Satz von Erich Kästner wieder zu Unrecht werden?  Im übrigen steht- zumindest im hessischen Grundgesetz-, das Recht auf Widerstand.

Anja Kraus, Grebenau

Posted in Allgemein, AntiRep | Kommentare deaktiviert für Ellaprozess: Angriff auf die Meinungsfreiheit

Langfristiger Aktivismus – eine Perspektive

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Waldbesetzung 2021. Was ist für dich nachhaltiger Aktivismus und welche Strategien haben sich nach deinen Erfahrungen bewährt nicht auszubrennen?
Also nachhaltiger Aktivismus bedeutet für mich meinen Aktivismus so zu gestalten, dass ich länger also auch noch in 5, 10 Jahren oder 20, 30 Jahren aktiv sein kann. Was ich bisher bei Vielen erlebe, ist dass Aktivismus krass einnehmend sein kann, da es oft um Probleme geht, die jetzt sofort anstehen; beispielsweise wenn ich jetzt nicht in diesem Wald bin, wird er sonst abgeholzt. Der Fakt, dass es so fordernde Phasen gibt, bedeutet aber auch, dass es Phasen geben sollte, wo es ein bisschen ruhiger zugehen kann und Pause gemacht wird und du was tust, was dir selbst gut tut. Und ich glaube, das ist so etwas, was ich erst über die Jahre für mich gemerkt habe. Also am Anfang meines Aktivismus war ich ziemlich schnell ausgebrannt. Ich war dauernd krank, hatte dauernd schnupfen, weil ich von einen Wochenende zum nächsten gehetzt bin, weil es ständig Veranstaltungen gab und noch was und noch was. Das war auf Dauer zu viel. Jetzt inzwischen mache ich es so, dass ich immer nach Situation gucke. Dann geht das auch, dass ich bei einem Camp, vielleicht auch mal eine 12 Stunden Schicht mache, aber ich nehme mir danach auch die Zeit, um ein bisschen herunter zu kommen. Es ist glaube ich da einfach wichtig, zu gucken, wie sich das gut ausbalancieren lässt.
Was da für mich auch mit reinspielt ist, dass ich mir auf Dauer Strukturen aufbauen möchte, die mir helfen langfristig aktiv zu bleiben. Für mich bedeutet das, dass ich gerade eine gemeinsame Ökonomie mit Menschen gestartet habe, also dass alles Geld, dass wir einnehmen, zusammen in einen Topf schmeißen und uns aus dem gleichen Topf alles was wir zum Leben brauchen rausnehmen. Das zwingt mich einerseits regelmäßig Kontakt mit Menschen zu haben, die aktiv sind und irgendwie einen ähnlichen Lebensstil haben wie ich und gleichzeitig ermöglicht es mir auch mal irgendwie zu sagen, hey ich habe gerade kein Bock mehr, mir den Stress mit dem Job Center zu geben, oder hey ich habe gerade keinen Bock mehr arbeiten zu gehen, sondern möchte irgendwie gerade die Zeit anders nutzen und hab dadurch dann einen gemeinschaftlichen Rückhalt, also Leute im Rücken die mich dabei supporten.

Gestern hattest du auch erzählt, dass du schon mal in die Richtung an einem Workshop zu teilgenommen hast und wir hatten über die aktuell verwendeten Begriff gesprochen.
Ja, also die Formulierung Nachhaltiger Aktivismus an sich mag ich nicht so gerne, weil es ein neokapitalistischer Begriff ist und im Grunde bedeutet es auch, Hey irgendwie passiert scheiße und wir sorgen jetzt dafür dass es einfach weiter passiert aber in „Nachhaltig“ und dass sich alles beim Status quo festbeißt. Was ich stattdessen lieber mag ist der Begriff regenerativer Aktivismus, also das wir beim Aktivismus Kraft und Energie schöpfen können. Wo sich alles immer wieder neu erschafft anstatt das es beim Alten bleibt.

Wie war es für dich, wenn es Rückschläge gab. Der Aktivismus ist ja meist sehr zäh. Auch im allgemeinen Erfolg, was bedeute das für dich. Welche Perspektive hast du da?
Ich glaube Aktivismus muss immer langfristig betrachtet werden. Das ist halt oft ein Problem dabei, dass es selten so eine klare Aktion Reaktion Kette gibt. Es ist selten so, dass wenn wir den Wald besetzen, der Wald sofort stehen bleibt und es irgendwie erledigt ist. Sondern ich glaube, dass Aktivismus eher dazu beiträgt gesellschaftliche Normen zu verschieben. Sodass selbst, wenn es mal nicht gelingt eine Abholzung von einem Wald aufzuhalten, es immer noch ein Einfluss auf die Leute hat, die entschieden haben und sie sich das nächste Mal und die nächsten 5 Male, doppelt und dreifach überlegen werden, ob sie das noch machen und sich den Widerstand wieder geben wollen, und das sind halt die Male die wir heute nicht sehen. Zum Beispiel die ganzen Wiesen, wo Atomkraftwerke nicht gebaut wurden, da ist kein Schild dran, dass es irgendwann ein Kraftwerk hätte werden sollen. Das ist halt einfach inzwischen Wiese geworden.
Weiteres Problem ist, dass Aktivismus oft über Jahre und Jahrzehnte hinweg verläuft. Also die ersten Jahre im Hambi waren wir teilweise im Winter so 5-10 Leute, also genau wie hier in der Waldbesetzung und es ist ja am Ende riesig geworden. An einem Tag waren plötzlich über 50.000 Menschen da. Und das ist halt nur möglich weil halt Jahre davor die Menschen immer wieder dageblieben sind und es aufrechterhalten haben über Jahre hinweg. Natürlich gab es im Laufe der Jahre viele frustrierende Momente. Ich hab die ersten paar Winter jeden Winter geglaubt, dass wir den Winter nicht überstehen. „so okay, das ist jetzt der Winter, wo wir geräumt werden, dann ist der Wald bald weg“ und diese Frustration auf Dauer aufzuhalten ist gar nicht so einfach.

Wie konntest du das, für dich lösen?
Die Sache ist halt, wenn ich nicht da wäre, wäre es vielleicht noch viel beschissener. Wenn ich nicht da wäre, wäre der Wald vielleicht nicht in einem Monat weg, sondern schon vor 5 Jahren gefällt worden. Das ist halt so der Bogen. Wir merken manchmal nicht so genau was wir bewirken, aber diese Vorstellung wie viel beschissener es sein könnte, wenn ich nichts tun würde, das ist schon etwas was mich antreibt und an der Stange hält. Und der Fakt wie viel beschissener die Welt hätte sein können, wenn es keine Aktivist*innen geben würde.

In welchen Bereichen hast du den Eindruck, dass es diese Diskursverschiebungen gibt. Also was ist jetzt erreichbar, was früher nicht möglich war? Wo ist die Politik sensibler geworden, insbesondere auch bezüglich Awareness, Diskriminierungen?
ich find das bisschen schwierig, ich selber bin erst seit knapp 10 Jahren dabei, also ich glaube das ist nicht der Zeitraum, in der die krassen Veränderungen passieren. Aber was schon bemerkbar ist, dass beispielsweise Genderthemen und Beziehungsformen heute viel selbstverständlicher sind als noch vor ein paar Jahren. Und ich das Gefühl hab, dass Sachen über die man vorher noch viel erklären musste, heute klar sind. Es ist natürlich schwer greifbar, aber Ich glaube, dass ist so ein bisschen dieses Ding, dass Diskussionen geführt werden und die immer anstrengend sind und viel Energie ziehen und du irgendwann feststellst, okay ich muss zu bestimmten Themen nicht mehr diskutieren, weil es jetzt eine andere Selbstverständlichkeit dazu gibt. Dies also zum Beispiel als Art von Normverschiebung.

Ein Nachtrag zum Schluss, über schriftlichen Austausch kam schließlich noch die Frage auf, „wie mit der Gesundheitsversicherung umgehen?“. Oft ist ja die mangelnde Finanzielle Sicherheit oder die fehlende solidarische Perspektive ein Grund, warum Menschen ihren Aktivismus aufgeben. Welche Möglichkeiten kennst du, um aktivistisch zu leben und trotzdem auch nach dem Kindergeld krankenversichert zu sein?
Das haben viele Menschen unterschiedlich gelöst. Die einen gehen Jobben, die anderen haben Hartz 4, heiraten oder kennen Solidarische Leute, die den Beitrag für einen zahlen. Wichtig ist es aufjedenfall eine nice Community zu haben, die auch auffangen kann, wenn es mal drunter und drüber geht. Also eine solidarische Ökonomie oder ein Wohnprojekt, stabile Bezugspersonen und Bezugsgruppen zu haben, und im allgemeinen ein gutes Netzwerk. Das macht schon viel aus.

Dann danke fürs Teilen!

Posted in Allgemein | Kommentare deaktiviert für Langfristiger Aktivismus – eine Perspektive

Prozesserklärung (zum Prozess mit Vorwurf §185 StGB: Beleidigung AG Alsfeld 16.02., Urteil: Freispruch)

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Der Vorwurf der hier gegen mich erhoben wird, also Beleidigung eines Beamten, ist völlig aus der Luft gegriffen, und man kann ihn nur aus seinem Kontext verstehen.

Ja! Auch ich mit vielen anderen war im Danni, weil diesem Staat, der eigene Profit wichtiger ist als unsere Zukunft. Der Bau der “Alvazir Autobahn” ist kein notwendiges Bauprojekt zum Wohle aller, der gestützt auf eine Machbarkeits-Studie ausgeführt wird. Weil der Staat keine aus heutiger Kenntnis gültige Studie über Ausführung und Umweltverträglichkeit nachweisen kann, mussten Herr Alvazir und andere sie mit Hilfe Tausender Elemente des Polizeiapparates durchboxen.

Ja, wir waren im Danni, um uns gegen diese Art Politik zu wehren.
Wir waren im Danni, aus Solidarität mit denen, deren Leben die Polizei bei den Räumungen akut in Gefahr gebracht hat.

Und dieser Prozess, in dem es angeblich um eine Beleidigung eines Polizeibeamten geht, ist doch eigentlich nur ein weiteres Beispiel dafür, wie Menschen von Polizei und Justiz mit absurden Vorwürfen überzogen werden während das eigene Handeln geleugnet, verdeckt, gerechtfertigt wird und sie letztlich unantastbar bleiben.

Im Danni wurden während der gewaltsamen Räumungen durch die Sondereinsatzkommandos der Polizei mehrfach wissentlich Stahlseile gekappt und AktivistInnen in Lebensgefahr gebracht, es wurde geprügelt mit dem Ziel zu verletzen und Angst zu machen, es wurde bei Minusgraden der Wasserwerfer eingesetzt, um Proteste zu stoppen und Übermacht zu demonstrieren, es wurden Festgenommene, Kilometer entfernt an unbekannten Orten freigelassen, um sie einzuschüchtern und das eigene Rachebedürfnis zu befriedigen. Die Liste ließe sich fortsetzen und sie ist Abbild gängiger Praxis und keineswegs auf den Danni beschränkt.

Aktuell sehen wir eine deutliche Zuname der Anzahl solcher Vorwürfe und Gerichtsverhandlungen gegen linke AktivistInnen in Hessen und anderswo. Continue reading

Posted in AntiRep, Räumung | Kommentare deaktiviert für Prozesserklärung (zum Prozess mit Vorwurf §185 StGB: Beleidigung AG Alsfeld 16.02., Urteil: Freispruch)

Gefährliche Masterarbeit zu Kriminologie und Polizeiwissenschaft – Keine Namen, keine Strukturen!

Disclaimer: Dieser Text wurde auf indymedia gesichtet und von https://web.archive.org/https://de.indymedia.org/node/168309 kopiert und die Veröffentlichung nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Immer wieder versuchen sogenannte Wissenschaftler*innen Nachforschungen über die linke Szene anzustellen. Dabei werden Informationen über Namen und Zusammenhänge gesammelt, die gegen menschen verwendet werden können, die sich für eine herrschaftsfreie Welt ohne Staat und Bullen einsetzen.

Der Aufruf zur Teilnahme an der Arbeit
„GEWALTTÄTIGE AKTIONEN IM KONTEXT BAURECHTLICHER EINGRIFFE IN DIE
NATUR.
ENTSTEHT AUS UMWELTAKTIVISMUS GEFÄHRLICHER LINKSEXTREMISMUS?“
ist eine dieser Nachforschungen, die dazu auffordert Informationen über Namen und Strukturen preiszugeben.

Keine Infos an sogenannte wissenschaftliche Forschungsfragen, Studien etc.!
Keine Infos an Bullen, Verfassungsschutz, Justitz!
Keine Namen, keine Strukturen!
Continue reading

Posted in AntiRep | Kommentare deaktiviert für Gefährliche Masterarbeit zu Kriminologie und Polizeiwissenschaft – Keine Namen, keine Strukturen!