Warum wir den Danni hassen (zumindest in Gewissen Punkten)…

Disclaimer: Dieser Text von zwei FLINTA* Personen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. „Der Text umfasst natürlich nur unsere beiden Meinungen, teilweise sind einzelne Punkte nur auf eine von uns übertragbar. Wir haben aber auch noch mit anderen FLINTA*s gesprochen, die auch ähnliche Gedanken hatten.“ Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Ich liebe den Danni, das steht außer Frage. Ich liebe die Bäume, das Sonnenlicht zwischen den Baumkronen, sternenklare Nächte, den Regen, das bunte Laub und ich liebe auch jede Menge Menschen, die sich zur Zeit im und um den Wald herum aufhalten. Ich liebe Lagerfeuer und Gitarrenmusik, ich liebe das Essen der Küfa, ich liebe es mich in meinen warmen Schlafsack einzukuscheln und ich liebe unseren Mut.

Aber was mich so richtig ankotzt, sind gewisse Strukturen und
Verhaltensweisen im Danni:

    • Ich hasse es, wenn du dich wichtig fühlst, weil du eine neue Struktur in kürzester Zeit aufgebaut hast. Ich kann es nicht ernst nehmen, wenn du von Solidarität und Gemeinschaft sprichst oder an kritischen Männlichkeitsrunden teilnimmst. Du bist dadurch auch nicht sonderlich produktiv, denn du nimmst anderen Menschen die Möglichkeit Bauprojekte in die Hand zu nehmen, weil du a) dein Wissen nicht (von alleine) teilst und b) Menschen keine Zeit zum bauen haben, weil sie deinen Scheiß wegräumen, dein Essen kochen oder sich um deine emotionalen Belange kümmern (Produktivität sollte sowieso keine Motivation darstellen, um Sachen zu tun).

  • Ich hasse es, wenn der Free Shop so aussieht, als sei eine Bombe eingeschlagen. Es gibt Menschen, die diesen mit viel Mühe und Liebe aufgebaut haben und ständig am aufräumen sind. Lauf doch nackig, frierend oder schmutzig rum, wenn du es nicht hinkriegst den Pulli so zu nehmen, ohne dass weitere 10 auf dem Boden liegen!
  • Ich hasse es zu sehen, dass Orga-Menschen aus der Küfa chronisch überlastet sind. Wie würdest du zu Kräften kommen, wenn es die Küfa nicht gäbe? Wie könntest du auch nur einen Stamm irgendwo hochziehen?
  • Ich hasse es, dass generell Repro- und Care-Arbeit** immer wieder von den gleichen Menschen übernommen wird. Oftmals von FLINTA*-Menschen**. Heute noch nicht keine Repro- oder Care-Arbeit geleistet? Dann laber mich nicht mit Feminismus zu! Besonders jetzt während der Räumung und bei all dem was wir tagtäglich erleben, solltest du dich fragen, ob du nachts wirklich noch einen neuen Tripod aufstellst oder dich mal emotional mit deinen Bezugis austauscht. Ein Tripod ist in kurzer Zeit geräumt, wenn die Cops erstmal da sind. Traumata, innere Leere und Ausgebranntheit, bleiben ne ganze Weile…
  • Ich hasse es, wenn du dich aus Orga raushälst/rausnimmst oder dich von Runden/Plena fernhälst. Deine Pause ist dir gegönnt, aber pass auf, dass nicht anderen noch mehr Last auf die Schulter fällt!
  • Ich hasse es, dass dir gar nicht auffällt, dass es Menschen gibt, die den Wald verlassen oder krank werden, weil sie sich unwohl fühlen, ihnen Orga-/Repro-/Care-Arbeit zu viel wird, sie überlastet und ausgebrannt sind.
  • Ich hasse es jedes mal zu sagen, dass ich nicht das Pronomen habe, welches du mir zuschreibst.
  • Ich hasse es, wenn du mir dann erzählst, dass ,,eine Person wie ich“ das Pronomen im Vorraus sagen muss, da wenn du anderen Personen ein Pronomen zuschreibst es meistens richtig ist.
  • Ich hasse es, wenn du mir Sachen erklärst, ohne, dass ich dich danach gefragt habe. Lass mich das einfach ausprobieren und falls ich Hilfe
    möchte, kann ich selbst nachfragen.
  • Ich hasse es, wenn du nicht genderst, oder meinst du wenn du sprichst nur Menschen, welche das Pronomen er verwenden?
  • Ich hasse es, wenn du mir sagst, dass die Aktion die ich machen möchte eh nichts bringt, natürlich weißt DU, welche Aktion ICH machen sollte.
  • Ich hasse es, wenn du sagst, dass wenn Menschi, in Kontrollen, mit den Cops kooperiert ja nichts zu befürchten hat. GLÜCKWUNSCH, du bist weiß und cis männlich und wirst nicht diskrimminiert und/oder von einer Person kontrolliert, die nicht das gleiche Geschlecht wie du hat.
  • Ich hasse es, wenn du andere Aktionen delegitimierst, in dem du dich davon distanzierst, oder sogar dagegen arbeitest.
  • Ich hasse es, wenn du andere Barrios runter machst.

**Worterklärungen:

  • Repro- und Care-Arbeit: Reproduzierende Arbeit (wie z.B. aufräumen oder spülen) und Sorgearbeit (sich sorgen und kümmern)
  • FLINTA*: Abkürzung für Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binäre, Trans*, A-Gender – umfasst alle Geschlechter außer cis-männlich

Geschrieben von Heidi und Clara, fühl dich frei Teil 2 zu verfassen

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5 Responses to Warum wir den Danni hassen (zumindest in Gewissen Punkten)…

  1. L says:

    Danke für diesen wichtigen Beitrag!

    Ich war zwar auch nicht dabei, aber im Herzen bei euch & hab das ganze aus der Ferne verfolgt. Hab auch aus den Newslettern z.B. immer wieder herausgelesen dass die Küfa-Leute am Ende ihrer Kraft & Kapazitäten waren.
    Man sollte nicht zögern bei Bedarf aus der Besetzung Leute für die Küfa zu rekrutieren. Ohne Küfa kein Mampf und ohne Mampf kein Kampf!
    Dann lieber ein paar Leute weniger im Wald und dafür eine personell gut aufgestellte, gut funktionierende, stressfreie Essensversorgung.

    Es ist wichtig immer wieder darauf hinzuweisen und zu thematisieren, wenn sexistische oder sonstwie diskriminierende strukturelle Machtverhältnisse & Rollenverteilungen von der Gesellschaft, oft unbewusst, in soziale Bewegungen mit reingenommen werden, die genau diese Machtstrukturen eigentlich bekämpfen & überwinden wollen. Es ist nicht immer einfach, problematische Rollen und Verhaltensmuster, die man teilweise von klein an erlernt hat, so schnell wieder zu verlernen.
    Menschen können aber auch ganz unabhängig von Genderrollen einfach ein bisschen arrogant, unreflektiert oder rücksichtslos sein..
    Nur wenn man sich einer Sache bewusst ist kann man sie auch angehen.
    Ich hoffe auf jeden Fall dass viele Leute diesen Text lesen werden und es manche vielleicht mal zum Nachdenken bringt.

    Zum Thema „Aktivist*innen-Burnout“ kann ich übrigens die Doku „Radical Resilience“ sehr empfehlen – Danke an der Stelle an die Filmemacher*innen dass sie dieses wichtige, vielleicht noch zu sehr unterschätzte Thema aufgegriffen haben.

    Einen Riesendank & meinen vollsten Respekt an euch dass ihr stellvertretend für uns alle diese Wälder bis zum bitteren Ende verteidigt habt und diese grausame Räumung durchgestanden habt. Ihr könnt unglaublich stolz auf euch sein!

    solidarische Grüße aus Frankreich von einer z.Zt. inaktiven Aktivist*in 🙂

  2. Anonymous says:

    Ich weiß dieser Kommentar kommt ein bisschen spät, aber andererseits ist dieses Thema wohl (leider) immernoch zeitlos aktuell.

    Danke für diesen wichtigen Beitrag!

    Ich war zwar auch nicht dabei, aber im Herzen bei euch & hab das ganze aus der Ferne verfolgt.
    Hab auch aus den Newslettern z.B. immer wieder herausgelesen dass die Küfa-Leute am Ende ihrer Kraft & Kapazitäten waren, und das ist echt bitter.
    Man sollte nicht zögern bei Bedarf aus der Besetzung Leute für die Küfa zu rekrutieren. Ohne Küfa kein Mampf und ohne Mampf kein Kampf!
    Dann lieber ein paar Leute weniger im Wald und dafür eine personell gut aufgestellte, gut funktionierende, stressfreie Essensversorgung.

    Es ist wichtig immer wieder darauf hinzuweisen und zu thematisieren, wenn sexistische oder sonstwie diskriminierende strukturelle Machtverhältnisse & Rollenverteilungen von der Gesellschaft, oft unbewusst, in soziale Bewegungen mit reingenommen werden, die genau diese Machtstrukturen eigentlich bekämpfen & überwinden wollen.
    Es ist nicht immer einfach, problematische Rollen und Verhaltensmuster, die man teilweise von klein an erlernt hat, so schnell wieder zu verlernen.
    Menschen können aber auch ganz unabhängig von Genderrollen einfach ein bisschen arrogant, unreflektiert oder rücksichtslos sein..
    Nur wenn man sich einer Sache bewusst ist kann man sie auch angehen.
    Ich hoffe auf jeden Fall dass viele Leute diesen Text lesen werden und es manche vielleicht mal zum Nachdenken bringt.

    Ach und zum Thema Aktivist*innen-Burnout kann ich die Doku „Radical Resilience“ nur wärmstens empfehlen, Danke an der Stelle an die Filmemacher*innen dass sie dieses wichtige Thema aufgegriffen haben.

    Einen Riesendank & meinen vollsten Respekt an euch dass ihr stellvertretend für uns alle diese Wälder bis zum bitteren Ende verteidigt habt und diese grausame Räumung durchgestanden habt. Ihr könnt unglaublich stolz auf euch sein!

    solidarische Grüße aus Frankreich von einer z.Zt. inaktiven Aktivist*in 🙂

  3. Pingback: URL

  4. Mehlwurm says:

    Danke für den Klartext und die Kritik und euren Mut diesen zu äußern.

    Wie wichtig dieser Text ist, wird durch den sexistischen Kommentar von ´Das Brot´ nochmal bewiesen.
    „eure unglaubliche Empfindlichkeit“, warum schreibst du nicht gleich „hysterisch“ oder „snowflake“?, weil was anderes sagst du nicht.
    War „für NIEMANDEN ein einfache Zeit“, ok wow welche Aussage.
    Klar sind alles ja nur unwichtige Nebenwidersprüche, da braucht Mensch dann ja keine Rücksicht drauf zu nehmen…
    Gut das du nicht da warst, waren schon genug unsolidarische Sexisten und Macker dagewesen, die Menschen das Leben bitter gemacht haben.
    Fuck off!

  5. Das Brot says:

    Ohne dabei gewesen zu sein: Ich glaube ich würde eure unglaubliche Empfindlichkeit verbunden mit dieser Kackaggressivität hassen, angesichts der Tatsache das es im Hambi in den letzten Wochen bestimmt für NIEMANDEN eine einfache Zeit war.

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