Das Bündnis „Wald Statt Asphalt“ stellt sich vor – Pressestatements der Pressekonferenz am 04. September 2020

Das Wald-Statt-Asphalt-Bündnis hat zur letzten Pressekonferenz vor der möglichen Räumung am 04. September 2020 um 11 Uhr nach Dannenrod eingeladen. Neben dem Wald-Statt-Asphalt-Bündnis waren außerdem der BUND Hessen, die Bürgerinitiative „Keine A49“, das Aktionsbündnis Autokorrektur sowie die Vertreterin einer autonomen Gruppe aus der Waldbesetzung vertreten. Das Wald-Statt-Asphalt-Bündnis kündigt eine Aktionswoche ab dem 07. September sowie ein Protestcamp ab 12. September an zentralen Flächen um den Dannenröder Wald.

Mit diesen vielfältige Aktionen und Kampagnen zeigt das Bündnis, dass die Aktivist:innen im Wald in ganz Deutschland Rückhalt erfahren. Hier könnt ihr die Pressestatements der einzelnen Gruppen für die Pressekonferenz nachlesen. Hier findet ihr der Link zum gesamten Stream der Pressekonferenz.

WALD STATT ASPHALT BÜNDNIS

Hallo, auch ich begrüße Sie recht herzlich zur heutigen Pressekonferenz im Namen unseres Bündnisses.

Dass es dieses Bündnis überhaupt gibt, war nicht geplant. Am 23. Juni standen wir vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, mit der Hoffnung, dass sich das Gericht für Klimaschutz und für den Erhalt des Dannenröder Waldes entscheiden würde und wir alle beruhigt nach Hause gehen konnten, mit dem Wissen, dass sich unsere Regierung um unser aller Zukunft sorgt und gesunde Mischwälder niemals für zukunftsunfähige Verkehrskonzepte roden würde. Aber es sollte anders kommen: Obwohl das Gericht anerkannte, dass diese Autobahn, die A49, nach heutigen Wasserrecht nicht mehr hätte gebaut werden dürfen, erlaubte sie der schwarz-grünen Landesregierung sowie der Firma DEGES den Weiterbau der Autobahn durch ein FFH- und ein Trinkwasserschutzgebiet.

Wem soll diese Autobahn am Ende etwas bringen? Entlastung für die Anwohner*innen an der Bundesstraße? Es ist wahrscheinlich, dass sich durch die Autobahn der Verkehr in der Region deutlich erhöhen würde. Die Region könnte zudem leiden, weil dann viele doch lieber noch schnell nach Kassel fahren würden, anstatt ihre lokalen Geschäfte zu unterstützen. Oder etwa der Firma Ferrero in Stadtallendorf, welche ihre Kinderschokolade durch direkte Autobahnanbindung fünf Minuten schneller an ihre Kunden bringen könnte? Sonderlich kinderlieb wirkt es nicht, in Zeiten von Hitzesommern, Dürrejahren und Waldsterben einen gesunden Mischwald zu roden. Klimaschutz sieht anders aus.

Der Schock und die Empörung vom 23. Juni liegen uns immer noch in den Knochen, aber sie entwickelten sich in etwas produktives, das heute hier die Form dieses Bündnisses annimmt. Schon damals wussten wir, wie besonders es ist, wie toll die verschiedenen Klimagruppen zusammenarbeiteten, um die Demo vor dem BVerG zu stemmen. Und jetzt sind wir ein Bündnis aus über zehn Gruppen geworden. Und wir werden immer mehr.

Ein Grund, warum wir damals am 23. Juni entschieden, nicht aufzugeben, war, dass wir merkten, wie viel Potenzial dahinter steckt, wenn sich verschiedene Menschen aus ganz unterschiedlichen Kontexten zusammen tun und gemeinsam für etwas kämpfen. In unserer Bewegung und unserem Bündnis sind so viele verschieden Herangehensweisen und Aktionsformen vertreten. Und das ist gut so. Seit 40 Jahren gibt es dank den lokalen Bürger*inneninitiativen hier vor Ort Widerstand gegen die Autobahn. Nur Dank Ihnen konnte der Widerstand gegen die Autobahn so lange aufrecht erhalten werden. Mit der Waldbesetzung, die vor einem Jahr begann, bekam der Widerstand gegen die A49 wieder frischen Aufwind – ein kurzfristiger Rodungsstop konnte 2019 erwirkt werden. Es braucht beide Kräfte. Nur gemeinsam werden wir es schaffen, den Dannenröder Wald zu erhalten.

Das Wald-Statt-Asphalt-Bündnis ist dafür da, um gemeinsam mit allen diese Autobahn zu verhindern. Denn im Prinzip, ist die Tatsache, dass wir zusammen arbeiten, bereits ein politischer Akt an sich.

Denn das Ding ist, das Land Hessen möchte, dass wir uns spalten und nicht mehr effektiv gegen die Rodung des Waldes vorgehen können.

Die Autoindustrie will, dass wir unsere Energie in interne Konflikte investieren, anstatt sie zu blockieren.

Aber stattdessen planen wir jetzt gemeinsam eine große Wald-Statt-Asphalt Aktionswoche mit Auftakt am kommenden Montag. Wir organisieren ein großes Protestcamp am Dannenröder Wald, welches am 12. September mit einem bunten Programm beginnen wird. Dieses wird trotz der Versuche seitens hessischen Behörden uns in unserem Recht auf Versammlungsfreiheit einzuschränken, statt finden.

Alle Gruppen in unserem Bündnis haben unterschiedliche Rollen und Aspekte, die sie im Diskurs einbringen. Die alle wertvoll sind, um so viele unterschiedliche Menschen wie möglich zu erreichen. Was wir bis jetzt im Kleinen gelebt haben, hat großes Potenzial im Großen: Gemeinsam können wir gegen Ferrero, die schwarz-grüne Landesregierung, und die Autoindustrie ankommen, und die sozial-gerechte Mobilitätswende einleiten.

Und dies ist der zentrale Grund, warum wir damals am 23. Juni entschieden, nicht aufzugeben, sondern weiter zu machen. Uns wurde allen klar, was für ein großes Potenzial hinter dem Danni steckt. Der Danni ist nicht nur ein wunderschöner Wald, den es sich zu besuchen lohnt, er ist auch auf dem Weg ein Symbol zu werden: Ein Symbol, das, ähnlich wie beim Hambi mit dem Kohleausstieg, zeigen wird, wie es um die Mobilitätswende in Deutschland steht. Ein Symbol, das in die Geschichte als Meilenstein auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität eingehen wird – oder eben als vertane Chance. Das nächste Jahrzehnt wird geprägt sein von der Auseinandersetzung mit dem Mobilitätssektor – der 2. größte CO₂ Emittent Deutschlands. Mit dem Danni hat die schwarz-grüne Landesregierung jetzt die Chance, Geschichte zu schreiben. Und wenn nicht, legt sie sich mit der gesamten Klimagerechtigkeitsbewegung an.

BÜRGERINITIATIVE KEINE A49

Ich spreche heute ausdrücklich als Mitglied des Aktionsbündnisses Keine A49! Ich bitte die Presse, keine anderen Titel in der Berichterstattung für meine Person zu verwenden!

In der aktuellen Lage appelliere ich an alle Seiten, sich gewaltfrei und friedlich zu verhalten. Gewalt beginnt bei der verwendeten Sprache! Daher bitte ich alle Menschen um eine sachliche Diskussion, auch in den sozialen Medien.

Ich verweise auf unser Grundgesetz Art 2:

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

  1. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Diese Rechte gelten für alle Menschen! Egal, ob sie in Baumhäusern oder in normalen Häusern wohnen.

Und diese Verpflichtung gilt für jede staatliche Gewalt!

Wir rufen alle Konfliktparteien auf, dies zu respektieren!

Nur nebenbei erwähne ich, dass auch wir bereits Angriffen ausgesetzt waren und selbst Strafanzeigen wegen Angriffen und Beschädigungen stellen mussten. Und zwar seit Beginn unserer Mahnwache im Oktober 2019. Gerade vor zwei Tagen wurden unsere Banner im Gleental zerfetzt. Wir haben das bisher nicht groß thematisiert. Wir bitten daher darum, jegliche Kriminalisierung zu unterlassen.

Die DEGES fordern wir auf, im Rahmen der Deeskalation die von ihnen beauftragte Sicherheitsfirma abzuziehen und ggf. durch eine geeignetere zu ersetzen. Die Menschen in der Region haben nicht Angst vor den Baumbesetzern, sondern vor dieser Sicherheitsfirma. Menschen trauen sich seit deren Anwesenheit nicht mehr in dem Wald zur Erholung und zum Spazierengehen. Alsfelder Allgemeine Zeitung, 2.9.2020: Streit um Sicherheitsdienst. Spaziergänger fühlen sich von Sicherheitsdienst verschreckt. Vorher gab es das nicht. Vor den Baumbesetzern hatte niemand Angst!

Inhaltlich fordern wir ein erneut ein Moratorium für die A49 in der VKE 40! Gründe:

Es liegen noch 5 Petitionen beim Hessischen Landtag vor, die noch nicht beantwortet wurden. Insbesondere die Petition von Reinhard Forst zum Komplex: A 49 und “zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses”. Ohne den Nachweis dieser zwingenden Gründe dürfte die A49 überhaupt nicht gebaut werden.

Sowie 4 weitere Petitionen, die ebenfalls unbeantwortet sind:

Aktenzeichen 1521/20 zum Thema: Änderungen im Planfeststellungsbeschluss. Diese Eingabe wurde an das Wirtschafts- und Umweltministerium weitergeleitet.

Aktenzeichen 1522/20 zum Thema: Wirksamkeitsnachweis für CEF-Maßnahmen. Auch diese Eingabe wurde an das Wirtschafts- und Umweltministerium weitergeleitet.

Aktenzeichen 1523/20 zum Thema: CEF-Ausgleichsmaßnahme Sörenteich

Aktenzeichen 1524/20 zum Thema: Umweltverträglichkeitsstudie

Alle Petitionen sind noch nicht beantwortet.

Appell an Tarek Al-Wazir das Ergebnis des Wassergutachtens abzuwarten.

Das BVG Leipzig hat festgestellt, dass die Planung der VKE 40 der A49 so heute nie mehr genehmigt würde. Das Baurecht besteht aus rein formalen Gründen weiter. Inhaltlich wurde festgestellt, dass die Planfeststellung fehlerbehaftet ist, weil die seit 2015 bei Planungen notwendige Überprüfung der Wasserkörper anhand europarechtlich vorgegebener Kriterien (Wasserrahmenrichtlinie) nicht durchgeführt wurde. Die Richter haben entschieden, dass eine erweiterte Prüfung der Auswirkungen auf das Grundwasser bei heutigen Planungen erforderlich ist. Die Politik sollte entscheiden, dass diese Prüfung für die alte Planung nachgeholt wird. Wörtlich heißt es in der Pressmitteilung 37/2020 des Gerichts:“…erforderliche Schutzmaßnahmen können nachträglich angeordnet … wasserrechtliche Erlaubnisse angepasst oder sogar widerrufen werden.“ Im Klartext heißt das: das Ergebnis des WRRL-Fachbeitrages könnte sein, dass die wasserrechtliche Genehmigung neu gefasst werden muss.

Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes; Pressemitteilung Nr.37/2020 vom 23.06.2020

Verkehrsminister Tarek Al-Wazir hat den Gutachten-Auftrag an die DEGES vergeben. Diese hat am 18. Juli 2020 in ihrer Bürgerversammlung in Stadtallendorf mitgeteilt, man werde erstmal sehen, wie man mit dem Ergebnis des Gutachtens umgehen werde.

Eine solche Haltung ist inakzeptabel. Eine neutrale Begutachtung sieht anders aus.

Zuständig, diesbezüglich auf die DEGES einzuwirken, ist Minister Al-Wazir. Daher fordern wir, dass Tarek Al-Wazir und die hessische Landesregierung die vom BVerwG aus heutiger Sicht (Vors. Dr. Bier in der mündlichen Verhandlung) notwendige wasserrahmenrechtliche Prüfung von einem neutralen und seriösen Gutachter durchführen zu lassen , das Ergebnis der Untersuchungen abzuwarten und solange die Rodungen im Südabschnitt (VKE 40, Stadtallendorf – A 5) auszusetzen.

Auch aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt ein Antrag von CDU und SPD vor, die Ergebnisse des Wassergutachtens genau zu prüfen. Wir begrüßen diesen Antrag!

Tarek Al-Wazir ist derjenige, der im Moment den Schlüssel zum Schutz unseres Trinkwassers in der Hand hält. Wir appellieren an ihn, dieser Verantwortung vollumfänglich gerecht zu werden!

Gute Gründe gibt es dafür genug: drei Dürresommer mit Wassernot im Vogelsberg und eine aktuelle Trinkwasser-knappheit in Regionen des Rhein-Main-Gebiets.

BUND

Der BUND ist solidarisch im Widerstand gegen den Bau der A 49 im Dannenröder Wald!

Seit knapp 40 Jahren kämpfen wir gegen den Planungs-Dino A49 und für den Erhalt des Dannenröder Waldes, vor Ort und vor Gericht. Auch das enttäuschende Ergebnis beim BVerG am 23. Juni hält uns nicht auf. Wir werden weiterhin jede rechtliche und politische Möglichkeit nutzen den Dannenröder Wald und das Wasser zu schützen. Und wir fordern ein generelles Moratorium beim Straßenneubau. Die A49 durch Herrenwald und Dannenröder Wald darf nicht gebaut werden. Denn Baurecht ist nicht Baupflicht“.
Zum Gerichtsverfahren

• Das Urteil des BVG vom 23. Juni 2020 hat uns Recht gegeben: maßgebliche Vorgaben des Wasserrechts wurden im Planfeststellungsverfahren missachtet.
• Aber: wir hatten auf einen Baustopp oder die Beendigung des Planverfahrens gehofft. Warum das Gericht diesen Schritt nicht getan hat ist schwer zu verstehen.
• In künftigen Planungs-Verfahren – nicht nur in Hessen- werden nun Trinkwasser- und Gewässerschutz die Bedeutung erhalten, die wir künftigen Generationen schuldig sind.
• Wir bedanken uns bei allen Menschen, die uns unterstützt haben.

War´s das? Muss nicht endlich Ruhe sein?

Der BUND sagt: „Baurecht ist keine Baupflicht“. Wir fordern einen Bau- & Rodungsstopp für die A 49. Und mehr noch: bundesweit ein Moratorium beim Straßenneubau und eine Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans. Klimaschutz geht nur so.

A 49 ist eine Dinosaurierplanung, die nicht mehr in die heutige Zeit passt. Sie steht im krassen Gegensatz zu dem was wir in den letzten 40 Jahren dazu lernen mussten in Sachen Klimaschutz, Bewahrung der Biodiversität und nachhaltigem Umgang mit Wasser und Boden.

Bei dem was hier im Dannenröder Wald in den nächsten Monaten passieren wird geht es nicht um den Sieg in einem Rechtsstreit oder im rhetorischen Schlagabtausch.
Es geht um das Trinkwasser, hier vor uns im Boden. Es geht um die Biodiversität hier in diesem 250 Jahre alten Eichen-Hainbuchenwald. Es geht um seine Klimaschutzfunktion und um seine Schönheit, seinen Zauber, den viele Menschen in den letzten 12 Monaten erlebt haben: Baumbewohner und Spaziergängern. Und es geht um die Frage, ob wir es schaffen um die Verkehrswende zu streiten ohne dabei zu vergessen, dass auf allen Seiten Menschen stehen.

WALDBESETZUNG

Mein Name ist Robin Sommer und ich bin heute hier als eine Stimme aus der Besetzung im Dannenröder Wald. Dieser Ort ist in den letzten Monaten mein Zuhause geworden. Ich habe hier Menschen getroffen, die ihre Träume von einer gerechten Welt für alle noch nicht aufgegeben haben, ich habe miterlebt, wie sich eine Gemeinschaft gebildet hat, die sich selbst organisiert, ich habe das Haus gebaut, in dem ich lebe, und ich habe diesen Wald mit seiner einzigartigen Flora und Fauna kennengelernt, der als gesunder Mischwald ein unverzichtbarer CO2 Speicher ist.

Wenn diese Autobahn gebaut wird, wird der Dannenröder Wald mit seinem funktionierenden Ökosystem bald von einer Asphaltwüste zerschnitten.
In Deutschland entfallen 18% der Treibhausgasemissionen auf den Verkehrssektor. In einer Zeit, in der der Klimawandel bereits grausame Realität ist, ist es ein klimapolitisches Desaster, einen lebendigen Wald zu zerstören. Wertvoller Boden geht durch die Flächenversiegelung verloren, und der Verkehr in der Umgebung wird nicht wie behauptet abnehmen, sondern sich verstärken und die Umgebung mit Feinstaub und Lärm belasten.
Der Bau einer Autobahn durch ein Trinkwasserschutzgebiet gefährdet mehrere Brunnen und die Trinkwasserversorgung von einer halben Millionen Menschen.

Trotzdem wird der Bau der Autobahn mit zwingenden öffentlichen Interessen gerechtfertigt. Aber was hier passieren soll, ist keine Politik für die Menschen, sondern für die Konzerne wie Ferrero, die sich durch eine bessere Anbindung höhere Profite erhoffen
Der Bau dieser Autobahn ist Teil der kapitalistischen Wirtschaftslogik, in der immer längere Produktions- und Lieferketten die Autobahnen mit LKW füllen. Ich frage mich: Wer ist Teil der Öffentlichkeit, in deren Interesse diese Autobahn gebaut werden soll? Die Menschen in den Ländern des globalen Südens sind nicht Teil dieser Öffentlichkeit. Meine Generation ist nicht Teil dieser Öffentlichkeit, und noch weniger sind es die Generationen nach uns. Wie kann der Bau dieser Autobahn im Interesse eines grünen Verkehrsministers mit 2 Kindern sein, deren Zukunft von Projekten wie dieser Autobahn zubetoniert wird?

Auf der Internetseite der Partei mit dem grünen Anstrich steht „Kämpfe mit uns für echten Klimaschutz und umweltfreundlichen Verkehr“. Und die A49 soll ein grünes Projekt sein? Der Bau einer Autobahn im Jahr 2020 ist kurzsichtig, verantwortungslos und zerstört die Welt, in der wir alle werden leben müssen. Hessen verfehlt die eigenen CO2 Ziele für 2020 mit nur 19 statt geplanten 30 Prozent Reduktion deutlich. Dabei entfallen 40% auf den Verkehrssektor.

Wir diagnostizieren ein Versagen der institutionalisierten Politik und übernehmen die Verantwortung, die Sie, Herr Al-Wazir und ihre Kolleg*innen nicht tragen können. Wir besetzen diesen Wald, weil wir den Ausbau der A49 mit allen uns möglich und sinnvoll erscheinenden Mitteln verhindern werden. In Zeiten der Dürrejahre und Hitzesommer dürfen keine unersetzbaren Wälder mehr für wirtschaftliche Interessen zerstört werden. Wir fordern eine allumfassende Verkehrswende, die den Bedürfnissen der Öffentlichkeit wirklich entspricht. Die Probleme der Ausbeutung und des Klimawandels sind systemimmanent und lassen sich nur durch einen ganzheitlichen Systemwandel lösen, der frei von der kapitalistischen Zerstörungswut ermöglicht, alle Bereiche der Gesellschaft gerecht zu gestalten – seien es Mobilität, Produktion oder der Zugang zu Wasser.

In diesem Wald haben sich Menschen zusammengefunden, die bereit sind, den Luxus von fließendem Wasser und unbegrenztem Strom hinter sich zu lassen, um gemeinsam für ein besseres Leben für alle zu kämpfen. Für uns ist es aber nicht nur ein Zurücklassen der Annehmlichkeiten, sondern auch ein Zurücklassen der Dogmen die wir alle seit unserer Geburt aufgesogen haben, und die uns die Alternativlosigkeit der bestehenden Welt- und Wirtschaftsordnung predigen. Dieser Wald ist auch ein Ort, an dem Menschen lernen, frei zu denken und aktiv eine Gesellschaft zu gestalten, in der Menschen rücksichtsvoll miteinander umgehen und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.

Diese Entwicklungen und Bestrebungen werden zurzeit massiv blockiert. Seit ein paar Wochen ist dieser Wald kein sicherer Ort mehr. Polizei und Security sind immer präsent. Uns wurde Essen und Material geklaut, die Polizei hat versucht, unsere Wasserversorgung abzuschneiden. Ständig werden wir fotografiert, Personalien werden aufgenommen, Rucksäcke durchsucht. Die Polizei sucht nach Vorwänden, uns zu kriminalisieren und unverhältnismäßiges Verhalten von ihrer Seite zu legitimieren.

Diese Besetzung ist eine Einladung an alle Menschen, die in sich Zweifel am bestehenden System und seiner Entscheidungslogik haben, sich unserem Kampf anzuschließen. Genau jetzt ist der Zeitpunkt, in den Wald zu kommen und ihn zu schützen. Denn wenn wir nicht mehr hier sind, gibt es nichts mehr, was zwischen den Bäumen und den Kettensägen steht.
Wir schauen dahin, wo es weh tut, und setzen uns mit aller Kraft unserer Köpfe und Körper dafür ein, es besser zu machen. Was uns antreibt, ist die Hoffnung, dass es besser werden kann. Und ja, viele von uns haben Angst vor dem, was in den nächsten Wochen hier passieren wird. Wir haben Angst vor körperlicher Gewalt, Angst vor der Willkür der Polizei, Angst vor der Repressionen – Repression, die genau wie der Bau dieser Autobahn von politischen Entscheidungsträger*innen legitimiert wird. Aber wir sind nicht alleine, und deshalb sind wir unglaublich stark. Wir sind Teil einer riesigen Bewegung, die für eine klimagerechte Welt kämpft, und die erst schweigen wird, wenn alle Bagger still stehen, wenn das Kreischen aller Kettensägen verstummt, und wenn kein lebendiger Ort mehr für eine veraltete Industrie und die Interessen des Kapitals zerstört werden soll.

AKTIONSBÜNDNIS AUTOKORREKTUR

Hallo an alle,
ich bin Lola und spreche heute für das Aktionsbündnis Autokorrektur. Als Bündnis haben wir uns bereits Anfang August auf einer Pressekonferenz im Dannenröder Wald vorgestellt und klar gemacht: Wir werden weder die Räumung der Waldbesetzung noch die Rodung des Waldes tatenlos hinnehmen. Als ein Bündnis autonomer Akteur*innen wird es verschiedene kreative Aktionen zivilen Ungehorsams in und um dem Dannenröder Wald geben.
Der Weiterbau der A49 ist vor dem Hintergrund der Klima- und Biodiversitätskrise eine umweltpolitische Armutserkklärung der schwarz-grünen Landesregierung! Wir nehmen stattdessen die Verkehrswende selbst in die Hand!

Die Lage im Wald spitzt sich in den letzten Tagen und Wochen immer mehr zu, aber auch die Berichterstattung und Stellungnahmen einzelner Politiker*innen sorgen für eine immer angespanntere Situation. Der Marburger Bundestagsabgeordnete und stellvertretende SPD Parteivorsitzende Sören Bartol redete in einem Interview von „hässlichen Bildern“, die bei der Räumung der Waldbesetzung entstehen werden, kriminalisierte die Aktivist*innen und behauptete im gleichen Atemzug, sein zentrales politisches Projekt, sei der Klimaschutz. Auch der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir weist gleichzeitig alle Verantwortung für den Bau der A49 von sich. Unter einer schwarz-grünen Landesregierung wird also der Bau einer weiteren Autobahn in Deutschland durch ein Trinkwasserschutzgebiet umgesetzt, während weiterhin an anderen Stellen von Klimaschutz als oberstes Ziel gesprochen wird. Hier werden offen Profitinteressen über Klimaschutz gestellt. Das ist mehr als peinlich für eine Landesregierung, an der die Grünen beteiligt sind. Die Rodung des Danni ist ein politisches Desaster.

Die Verkehrswende ist längst überfällig, aber die Bundes- und Landesregierung traut sich nicht. Wir schon! Wir machen den Dannenröder Wald zum Meilenstein im Verkehrssektor.

Ab jetzt wird kein Autobahnausbau mehr einfach hingenommen.
Denn Klimaschutz braucht entschlossenes, kollektives Handeln. Wir nehmen den Klimaschutz selber in die Hand!
Die Räumung und Rodung des Waldes steht unmittelbar bevor. Wir als Bündnis Autokorrektur sehen daher Aktionen zivilen Ungehorsams als den letzten Weg, den Wald noch zu retten. Mit vielfältigsten kollektiven Aktionen werden wir massenhaft die Räumungs- und Rodungsarbeiten in und um den Wald mit unseren Körpern blockieren. Unsere Aktionen werden dabei ein Bild der Vielfalt und Offenheit vermitteln, bei denen wir friedlich und besonnen, aber bestimmt vorgehen werden.

Wir übernehmen aktiv Verantwortung für die Einläutung der Verkehrswende!
Verantwortung für eine Zukunft, in der es weniger globalen Güterverkehr gibt, in der der Gütervekehr komplett auf die Schienen verlegt wurde. Eine Zukunft in der Menschen einfach, schnell und kostenlos den öffentlichen Nah- und Fernverkehr benutzen können. Wir übernehmen Verantwortung und setzen uns für eine solidarische, klimagerechte Gesellschaft ein. Gemeinsam sind wir die Autokorrektur des Systems.

Die Zerstörung des Dannenröder Waldes wird verhindert.
Die Verkehrswende wird eingeläutet!
Der Danni bleibt!

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1 Response to Das Bündnis „Wald Statt Asphalt“ stellt sich vor – Pressestatements der Pressekonferenz am 04. September 2020

  1. Heidi-Rose Ma says:

    Was unsere Regierung alles zulässt, ist ein Verbrechen an der gesamten Menschheit. Die gesamte Regierung im Namen des Herrn muss abgeschafft werden – wir brauchen diese Verbrecher, die alle abhängig sind von einer weltzerstörerischen Wirtschaftsmacht, nicht!!!!!!
    Wir brauchen die Frauen, und zwar die weibliche Weisheit, die von der Herrschaftskirche ausgerottet wurde, und die mit Liebe gemeinsam für die Menschen -für alle Menschen- sorgt!!!!!

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