Let’s organise collective!

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Über 8 Wälder sind aktuell besetzt. Monatelang wurde gekocht, gebaut, ins Feuer geschaut, Leuten klettern beigebracht und Sharingrounds gehalten. Menschen gingen ein und aus, blieben mal für paar Tage, mal für mehrere Monate oder kamen immer wieder. Doch was passiert, wenn die Wälder geräumt wurden.
Noch hat sich über Wälder hinaus keine selbstorganisierte kollektive Struktur organisiert. Immer wieder ging es in den nächsten Wald, die nächste Besetzung, neue Orte, neue Leute. Immer wieder auf Reisen.
Gibt es politische Kollektive, die sich aus Waldbesetzungen heraus organisiert haben, von Besetzeris?
Viele meiner Freunde leben in dem einen oder anderen Wald, wir sehen uns ab und zu und besuchen uns mal, aber so weit gedacht haben wir nie. Wobei es definitiv für mich die bessere Option ist, als in ein „altes“ Leben, dass es so eh nicht mehr gibt, zurück zu gehen, für was sich einige Bekannte auch entschieden haben.
Da kommt direkt die Sache mit, was für ne Struktur solls denn geben. Naja ich mein eher sowas wie ne große hängePlattform, also was physisch existierendes, ein Ort, wo ich hin kann, und eine feste Comumnity, die sich organisieren will und am besten auch gleich zusammen wohnen.
(Politische)Perspektiven schaffen, für weiter als paar Monate. Raus aus der Individualität und Vereinzelung hinzu was noch kollektiverem.
Im Wald sind wir dauerbeschäftigt. Es gibt immer was zu tun. Keine Zeit und Lust ans nächste Halbjahr zu denken. Und obwohl alle ständig unter Leuten sind, gibts immer auch welche, die ohne Bezugi da sind, was einen großen Unterschied machen kann. Einerseits kann es dich stärken, fürs Selbstbewusstsein und andererseits ist es auch schwieriger fürs Vertrauen und so, weil du die Menschen erst noch kennen lernst und die meisten schon Buddys haben.
Und am Ende ist der Wald geräumt, du hast viele Leute getroffen und zum Schluss doch keine Ahnung was jetzt kommt…
Lasst mal bitte vorher schon drüber sprechen welche Ideen es so gibt für danach! Suchen andere auch eine politische Wohnmöglichkeit, ein Kollektiv oder haben paar Aktionsideen?
Und probieren wirs dann auch aus und setzen es um.

Wofür machen wir die Dinge, die wir tun – ein paar Ideen

Ob Waldbesetzung, politische Kommune, Projekthaus, oder Autonome Zentren, die Aufrechterhaltung ist super kräftezehrrend.
Alzu oft führen Frustration, Burnout und Depressionen in menschlichen Zusammenleben zum Wegbrechen von Leuten. Es werden Effizienzgedanken, starre Rollenverteilungen und Vereinzelung reproduziert. Menschen fühlen sich nicht wohl, sind müde, überfordert oder suchen Stabilität und Sinn.
Oft fehlen die Strategien, und die Orientierung, sich als politischer Mensch/Freiraum im Großen und Ganzen verordnen zu können. Die Übersicht fehlt, wofür machen wir die Dinge, die wir tun, wozu sollen sie langfristig führen, welche Strategie verfolgen wir.
Es kostet Zeit darüber zu reflektieren und manchmal fehlt die Kraft dazu.
Nach der ersten Hürde die auftaucht, bzw Frage, auf die sich nicht direkt ne Antwort finden lässt, steht schnell alles in Frage, der komplette Aktivivismus.
Das schlägt emotional ein, und wenn die Zweifel und die Fragen nicht geteilt werden, steht mensch alleine da mit der unzufriedenstellenden Situation
und strauchelt.
Eine Langzeit Perspektive auf die
eigene politische Wirksamkeit kann dabei sehr Stabilität geben. Sie verhilft mir zu Resilienz/Widerstandsfähigkeit gegenüber plötzlichem Abwerten und Unsicherheiten.

Bin ich politisch wirksam?

Fall du dich gerade an einem selbstorganisierten Raum aufhälst, dann klar ja. Durch deine Anwesenheit, entziehst du dich für diese Zeit vom kapitalistischen System und richtest deine Aufmerksamkeit ob bewusst oder unbewusst einer Alternative, einem Freiraum. Es kommt einem vielleicht so vor, als würde das gar nichts verändern, doch dieser Raum besteht aus Menschen, die ihre Aufmerksamkeit in diesem Moment darauf richten.
Sie sind nicht besonders in dem Sinne, alle eint die selbe Situation und die dadurch entstehenden kollektiven Möglichkeiten.
Mit jedem Menschen mehr, steigen diese, und mit jedem Menschen weniger zerfällt der Raum. Hier treffen sich Leute, politisieren sich über Monate manchmal Jahre lang und organisieren Veranstaltungen und Aktionen.
Desto mehr Freiräume in einer Stadt oder einem Viertel, desto größer die Wirkkraft und der Einfluss auf das gesellschaftliche Gefüge an diesem Ort durch Begegnungen, Gespräche und politischer Aktivitäten.
Ob politische Kommune, Projekthaus, Waldbesetzung, oder Autonome Zentren, ihre Aufrechterhaltung ist kräftezehrrend doch hat zeitverzögert und langfristig viele Auswirkungen. Sie sind Vorbildcharakter für spätere Generationen und halten emanzipatorische Räume und Kämpfe aufrecht.

Jeder Ort zählt, weil jede aktive Person zählt.

Warum macht es strategisch Sinn …

in einer Waldbesetzung/einem Projekthaus/ einem politischen Kollektiv zu leben statt konform?
Es ist eine politische Praxis, die wir dadurch verteilen. Das Ziel ist eine antikapitalistische, kollektive, freie und selbstbestimmte Lebensweise in einer Gemeinschaft, die sich selbstorganisiert ohne Herrschenden. In dem wir versuchen sie zu praktizieren wird sie an dieser Stelle realer. Und gleichzeitig bauen wir durch Aktionen, Koorperationen und Bündnissen Gegenmacht von unten auf.
Zeitverzögert führt das zu Diskursveränderungen und zu einer veränderten Agenda im System.
Es gibt viele Ansätze wie Veränderung herbeigeführt wird, eine mögliche Art, die noch eher unrevolutionär oder unambitioniert klingt, ist das Zusammenspiel von anarchistsichen Freiräumen/Keimzellen mit kollektiven bürgerlichen Akteuren wie Vereinen oder Initiativen, die zu (strukturellen) Gesetzesveränderungen führen, durch Klagen oder Bürgerentscheiden.
Mit der Zeit über Jahrzehnte verbreitet sich das Gedankengut und die Praxis und verdrängt konservatives, kapitalistische Aktivitäten immer mehr und rückt Gemeineigentum, soziale und lokale Formen des Wirtschaften in den Fokus. So eine langfristige Perspektive. Aktivistsich sein über diese lange Zeit braucht Geduld und einen langen Atem. Der Ansatz ist nicht wirklich was Neues, und nicht zu oft bleiben strukturelle Veränderungen aus, und Bewegungen werden vertröstet mit politischen Blablabla. Doch es stimmt, dass die Strategie des Mehrwerdens Macht erzeugt und erzeugt hat.
Und mal von diesem konservativen Ansatz abgesehen gibt es noch gefühlt zweihundert revolutionärere Ansätze, warum es gut ist sich mit anderen selbstzuorganisieren und anarchistisch zu leben.
Klar gibt es immer das Totschlag Argument von, das kommt doch eh alles zu spät, mit Klimakrise und Globalen Kriegen. Aber wer es nicht riskiert und sich lieber mit dem Bestehenden zufrieden gibt, bitte schön. Neue Ansätze und Strategien lassen sich vom bürgerlichen Eigenheim eher weniger gut gemeinschaftlich überlegen. Es ist auch immer wieder ein neu ausprobieren und experimentieren.

Und wie es so trefflich in Schwarze Saat heißt: Unser Ziel ist kein Warten auf Morgen, sondern das Heute, hier und jetzt, für uns, unsere Liebsten, unsere Tier und Pflanzenwelt, unsere Erde kämpfen und etwas schaffen, für dass es sich zu leben lohnt.

Für langfristige Veränderungen braucht es emanzipatorische Alltagsformen, die in Freiräumen gelebt wird. Massenproteste reichen nicht, es braucht ergänzend dazu auch massenhaftes gemeinschaftliches Anders Leben.
Dabei ist es hilfsam sich anderen Projekten anzuschließen oder gemeinsam ein eigenes zu starten. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, es kann leichter sein, sich in der Nähe von anderen zu etablieren, dann erhöht sich die Wirkung in der spezifischen Region mit einem Akteur mehr etwas zu verändern und es lassen sich eventuell leichter und schneller Erfolge erzielen. Oder das eigene Projekt ist ein Pionier in der Gegend, dann fühlt es sich oft an, wie Wasser gegen Windmühlen zu arbeiten, doch über die Jahrzehnte wird auch dort dadurch die politische Atmosphäre verändert. Es kommt auf den eigenen Kontext an.

Hinzu kommt, dass zähe Zeiten, wo weniger Zulauf ist und Gruppen sich verkleinern, oft die wichtigsten sind, weil in der Zeit meist Erfolge, die noch folgen werden verzögert am heranwachsen sind. Und manchmal scheitern eben auch Projekte oder Initiativen, in denen sich die Menschen danach wieder neu finden und orientieren können. Gut ist zu reflektieren, warum es nicht geklappt hat und was sich daraus mitnehmen lässt.

Wie wir uns organisieren entscheidet ob wir einander näherrücken oder uns entfernen

Menschen in Projekten, die versuchen anders zu leben und sich anders zu organisieren, machen sich verletzlicher, als jene die der Norm entsprechen. Das soziale Umfeld verändert sich. Wenn es einem mal nicht so gut geht und ein Tief da ist, sind wir empfindlicher. Eigene Entscheidungen werden hinterfragt. Dann kommt es drauf an wie aufmerksam meine Comunity ist und ob ich sie nach Support frage, oder mich isoliere.

Füreinander sorgen, in schwierigen Zeiten sich unterstützen und Dasein, hat das genug Raum im Projekt? Haben wir miteinander Spaß und Zeiten der Erholung? Reden wir über Privates, individuelles abseits vom Aktivismus, über Pläne und Ideen und Möglichkeiten für langfristig?

Für mich ist ausschlaggebend, damit ich politisch aktiv bleibe, meine Verwurzelung im Aktivismus. Dass ich mich einerseits orientieren kann und Vorstellungen habe über mögliche politische Wege/Erfolge. Und dass ich gleichzeitig eine stabile Gemeinschaft habe, die mich trägt und der ich vertraue.
Beides braucht Zeit und Arbeit. Eine mögliche Übersicht für die Zukunft und langfristig paar coole Leute, kommen meist nicht direkt einfach so. Oft ist Initiative ergreifen gefragt und es selbst in die Hand nehmen, auch wenn es anstrengend ist, es lohnt sich für heute, hier und jetzt.
Wer weiss was morgen kommt…

Let’s take the risk, let’s resist.

 

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