Trinkwasservorräte höchst gefährdet

Dieser Text wurde von einer Einzelperson geschrieben. Er spiegelt somit auch nur die subjektiven Meinungen und Ansichten einer Einzelperson und keinesfalls die einer Gruppe oder Bewegung wieder.

Wanderung mit  Vertretern der Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald durch den Dannenröder Forst

von Falter 08.03.2020

Für viele sind sie schon zu einem Sonntagsspaziergang der besonderen Art geworden, die solidarischen Wanderungen von der Mahnwache durch den Dannenröder Forst zu den Baumhäusern der Aktivist*innen. So auch an diesem Sonntag, als Wolfgang Dennhöfer (BUND) die ca. 50 Anwesenden  begrüßte, ebenso  Vertreter der  Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die auf Waldschäden, zu befürchtende Konsequenzen der Autobahn sowie unzureichende und unmögliche Ausgleichsmaßnahmen aufmerksam machten.

Nachdem die offizielle Veranstaltung an der Mahnwache wie üblich aufgelöst worden war, wanderten die Interessieren zunächst zum nächsten Kahlschlag, der so nicht geplant war. Warum die Lichtung, an der kurz gestoppt wurde, aussah wie ein Szenario aus einem Endzeitfilm erklärte Karl-Heinz  Zulauf,  der „Förster von nebenan“, wie er sich selbst gerne bezeichnet, genauer gesagt: von Kirtorf.  Zwei Stürme, so Zulauf, seien durch dieses Waldstück geprescht und hätten den Fichten den Garaus gemacht, nach der guten Vorarbeit von Trockenheit und Borkenkäfer ein Kinderspiel.  Der zuständige Förster habe einzelne Bäume stehen gelassen, damit sie wieder aussamen konnten, doch auch diese habe der letzte Sturm beiseite gefegt. Nun stehen noch einzelne Kiefern und überwiegend Douglasien, die dem Klima standhaft trotzen.
Kritisch ging Zulauf mit „Ausgleichsmaßnahmen“ ins Gericht: „Eigentlich müsste man irgendwo den Asphalt aufreißen, wenn man woanders den Boden versiegelt“, erklärte er. Die sei jedoch nicht der Fall. Stattdessen habe man ein künstliches Feuchtgebiet angelegt und eine Wildbrücke geplant, die mit einem künstlichen Wasserlauf bestückt sei – laut Zulauf nicht sehr sinnvoll in Zeiten immer trockenerer Sommer.  Für eher kosmetische  Handlungen hält  Zulauf Bionistkästen, hier würde Geld verbraten, um die Ausgleichsmaßnahmen teuer und salonfähig zu machen.

Explosives Grundwasser

„Wir müssen immer damit rechnen, dass die Gerichte vernünftig urteilen.“, freute sich hingegen Wolfgang Dennhöfer und verwies auf einen Präzedenzfall, bei dem das Wasserrecht ein ähnliches Unterfangen wie die A49 verhinderte.   Dann geht es weiter: „Wir stehen auf Buntsandstein, darunter liegen Trinkwasservorräte für eine halbe Million Menschen, sowohl im Vogelsberg, als auch im Rhein-Main-Gebiet“.  Soweit, so gut.
Mit immer noch freundlichem Lächeln und trügerisch säuselndem Tonfall erläuterte er schließlich Gegebenheiten, angetan sind, auch dem Abgebrühtesten unter den Zuhörern eine Gänsehaut zu verpassen. Im zweiten Weltkrieg, so führte er aus, seien Rüstungsaltlasten ins Grundwasser geraten. TNT, jedem bekannt durch jene roten Stangen, mit denen Kojote Karl den Road Runner in die Luft zu jagen pflegte, TNT also, sei als Chemikalie eine ölige Flüssigkeit, leichter als Wasser, und im zweiten Weltkrieg ein beliebter Sprengstoff gewesen.  Trinitrotoluol, wie das Teufelszeug ausgesprochen heißt,  schwebe bis heute in Form einer „Giftblase“ in einigen Gegenden auf dem Grundwasser. Strömungsverhältnisse hielten es in Schach, sorgten dafür, dass das Gift nicht ins Trinkwasser geriete. Bei der kleinsten Störung sei das Wasser für Vogelsberg und Frankfurt  vergiftet,  wobei noch nicht gesagt sei, in welcher Form das Gift zusätzlich an die Oberfläche käme.

Hier meldete sich Reinhard Forst aus Stadtallendorf zu Wort, von der 1978 gegründeten Aktionsgemeinschaft Schutz des Ohmtals. Pilze und Bäume, sagt er, formten eine Symbiose. Straßenbauarbeiten, die den Wasserhaushalt durcheinander bringen, könnten auf diesem Wege langfristig neben dem Trinkwasser auch unsere Nahrungskette vergiften.
Er verwies auf den Dannenröder Appell, in dem unter anderem Alternativen zur A49 aufgeführt sind, die unter anderem durch ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet im Herrenwald führen solle, was gegen das Gesetz sei. Leider macht ein Gummiparagraph diese Naturzerstörung möglich: Das „öffentliche Interesse“ ist ein dehnbarer Begriff.

Zum Abschluss wurde es wieder etwas heiterer. Bei den Baumhäusern gab es ein herzliches Wiedersehen mit (vegan belegtem) Brot und Rosen(blättern), musikalisch untermalt von Anja Kraus, die an den internationalen Frauentag erinnerte.

Den Dannenröder Appell finden Sie unter https://cdn.website-editor.net/a121c282bd29435984d17f58f604c305/files/uploaded/Dannenr%25C3%25B6derAppell-2019-12-22-Stand-2020-01-23.pdf

 

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