Die für den Bau verantwortliche Gesellschaft DEGES hat gestern am 11.10. bekannt gegeben, dass die ab diesem Oktober geplanten Kahlschläge der Autobahntrasse auf die nächste Rodungssaison 2020/2021 verschoben werden. Wir sehen den von der DEGES erklärten Aufschub der Fällungen auf nächstes Jahr als einen ersten Erfolg. Auch wenn die DEGES die Besetzung und den allgemeinen Widerstand gegen das Projekt in ihrer Pressemitteilung mit keinem Wort erwähnt, sind wir überzeugt, dass der Druck und die öffentliche Aufmerksamkeit, die durch die Aktionen der letzten Wochen erzeugt wurden, zu dieser Entscheidung beigetragen haben.
Gleichzeitig ist für uns völlig klar: Die Besetzung bleibt, denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Solange der Dannenröder Wald durch die Baupläne bedroht ist, muss er beschützt werden. Das heißt, solange das Projekt nicht endgültig eingestellt und die bestehenden Teilabschnitte rückgebaut sind, werden wir unseren Widerstand fortsetzen und ausbauen. Zwar soll es vor Oktober 2020 keine Flächenrodungen geben, alle sonstigen Bauarbeiten werden aber fortgesetzt und können laut DEGES auch mit der Fällung einzelner Bäume einhergehen. Das werden wir mit allen angemessenen Mitteln verhindern!
Sowieso sind wir nicht nur hier, um eine einzelne Autobahn zu verhindern, sondern fordern ein radikales Umdenken in der Mobilitätsfrage weg von motorisiertem Individualverkehr und wirtschaftlicher Wachstumslogik und hin zu nachhaltigen und sozial verträglichen Verkehrskonzepten.
Der Aufschub der Kahlschläge durch die DEGES verschafft uns eine Verschnaufpause, gleichzeitig dürfen wir ihn aber auch nicht überbewerten. Grundsätzlich ist eine Pressemitteilung einer GmbH kein verlässliches Versprechen. Außerdem schränkt die Ankündigung der DEGES nicht ein, dass irgendeine Behörde die Besetzung unter einem beliebigen Vorwand räumen lässt – so wie es im letzten Herbst im Hambacher Forst passiert ist.
Auch wenn die Kahlschläge aufgeschoben sind, geht der Ausbau der A 49 weiter. Mit jedem gebauten Meter Autobahn werden Tatsachen geschaffen, mit denen später für die Zerstörung des Waldes argumentiert werden wird. Aber jede einzelne Teilbaustelle ist auch ein Spielfeld für kreative Aktionen. Jetzt ist die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Also packt eure Clownsnase, euer Kletterzeug und eure Akkuflex ein und bildet Banden…
Bitte denkt dabei den Kontext mit, in dem eure Aktionen stattfinden. Wir fühlen uns selbst als Gäste in einer Region und einem Konflikt, die viele von uns erst noch kennen lernen. Es gibt hier seit 40 Jahren Widerstand von verschiedenen Bürger*inneninitiativen, Umweltverbänden und Einzelpersonen, mit denen wir gerade Netzwerke aufbauen und Konzepte austauschen wollen.
Der Widerstand im Dannenröder Wald wächst. Seit dem Beginn der Besetzung vor 12 Tagen hat sich viel getan. Am Sportplatz in Dannenrod gibt es inzwischen ein Camp für Menschen, die gerne länger oder dauerhaft vor Ort sein wollen. Direkt daneben wurde eine Mahnwache eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt ist. Sie dient als Anlaufpunkt für Informationen und Unterstützung jeglicher Art. Die Schutzgemeinschaft Gleental e.V. organisiert außerdem jeden Sonntag um 14 Uhr einen solidarischen Waldspaziergang. Hier wird Interessierten die Möglichkeit gegeben, sich am Ort der Besetzung selbst ein Bild zu machen und mit den Aktivisti ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich zu den drei ersten Baumhäusern gibt es außerdem seit mehreren Tagen eine weitere Plattform, deren genauen Standort die Polizei scheinbar noch immer nicht kennt.
Insgesamt erfährt die Besetzung seit ihrem Beginn breite Resonanz. Uns wird großartige Unterstützung durch die lokale Bevölkerung, sowie durch Menschen von außerhalb zuteil. Wir sind unglaublich dankbar für all die Spenden, Geschichten und Gespräche. Wir sehen Menschen, die die Veränderung selbst in die Hand nehmen und sind überwältigt.