Das Aktionsbündnis „Autokorrektur“ stellt sich vor – Pressestatements der Pressekonferenz am 07. August 2020

Das Aktionsbündnis „Autokorrektur“ ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteur*innen, das gegründet wurde, um die Rodung des Dannenröder Walds und die Räumung der Besetzung zu verhindern. Aktivist*innen von Fridays For Future Deutschland, Sand im Getriebe, Ende Gelände und Aktion Schlagloch arbeiten mit der Waldbesetzung und der Bürgerinitiative „Keine A49“ zusammen, um massive Proteste und vielfältigen Widerstand zu organisieren. Hier könnt ihr die Pressestatements der einzelnen Gruppen für die Pressekonferenz nachlesen.

BÜRGERINITIATIVE „KEINE A49“

Das Aktionsbündnis Keine A49! wird in den kommenden Wochen alle politischen und rechtlichen Mittel ausschöpfen, um die A49 in der VKE40 zu stoppen und den Dannenröder Wald, den Herrenwald und den Maulbacher Wald zu retten sowie das Trinkwasserschutzgebiet für mehr als 500.000 Menschen zu schützen. Im Bündnis Autokorrektur werden wir solidarisch unsere Mittel des Widerstands einbringen: Durch weitere Demos, Mahnwachen, sonntägliche Waldspaziergänge.

Durch Öffentlichkeitsarbeit und Konfronation der politischen Entscheider mit ihrer Verantwortung für den Klima- und Artenschutz werden wir öffentlichen Druck auf die Verantwortlichen ausüben. Klimawissenschaftler haben in einer neuen Studie öffentlich gemacht, dass die Erderwärmung derzeit auf ein worst-case-szenario hinaus läuft. Wirtschaftsminister Altmeier hat öffentlich eingeräumt, dass die Bundesregierung beim Klimaschutz Fehler gemacht hat und zu langsam sei.

Und dass man es besser machen müsse. Das fordern wir jetzt ein: Der Klimawandel bedroht bereits viele Menschen. Das zeigen auch ca. 900 Klimaklagen weltweit. Wir sind in einer Situation des Notstands und der Notwehr angekommen. Wer den 250 Jahre alten Dannenröder Forst, einen der letzten alten Buchenwälder Deutschlands, der ein Kühlaggregat gegen den Klimawandel ist, für eine Autobahn vernichten will, der führt eine weitere Aufheizung unseres Binnenklimas herbei und bedroht unsere Existenzgrundlagen.

Für Deutschland wird in 10 Jahren Wasserknappheit voraus gesagt. Mehrere Dürresommer haben die landwirtschaftlichen Erträge bereits erheblich gemindert. Im Vogelsberg können die ersten Kommunen im Sommer ihre Bürger nicht mehr mit Trinkwasser aus dem Wasserhahn versorgen. Durch die fallenden Grundwasserstände sind Mensch und Natur bereits auch im einst wassereichen Vogelsberg schon jetzt vom Wassermangel bedroht.

Ohne Wasser kein Leben! Daher können wir keine weiteren gefährlichen Eingriffe in wichtige Trinkwasserschutzgebiete mehr tolerieren! Daher ist aus unserer Sicht der rechtfertigende Notstand bereits eingetreten, der jeden Widerstand erfoderlich macht. Dieser Notstand kann durch nichts ausgeglichen werden, zumal für viele sogenannte Ausgleichsmaßnahmen die wirksame Umsetzung noch fehlt. Die Rodung der Wälder wäre daher aus unserer Sicht derzeit auch rechtswidrig. Ebenso irritieren uns Änderungen im Planfeststellungsbeschluss zur A49 nach 2014, die sich den Augen der Öffentlichkeit entziehen und deren Rechtmäßigkeit dadurch ebenfalls infrage steht.

FRIDAYS FOR FUTURE

Wir, FFF, setzen uns als Teil des Aktionsbündnisses Autokorrektur aktiv für den Erhalt des Dannenröder Waldes ein und kämpfen in den für uns typischen Aktionsformen.

In Zeiten von Dürren, Hitzeperioden und Waldbränden überall auf der Welt, ist es absolut nicht tragbar einen Jahrhunderte alten Mischwald zu zerstören, von dem aus zusätzlich eine halbe Million Menschen mit Trinkwaser versorgt werden.

Die Bedeutsamkeit von Wäldern sollte inzwischen allen Menschen klar sein. So ist die Zerstörung eines gesunden Dannenröder Forstes die vollkommen falsche Herangehensweise um die Menschen vor Ort besser anzubinden und vom Lärm zu entlasten. Wir brauchen keine weitere Autobahn, sondern zukunftsfähige Verkehrskonzepte.

Der LKW-Verkehr muss nicht von den Bundesstraßen auf die Autobahn umgeleitet werden. Der Güterverkehr muss auf die Schienen, ÖPNV und Radverkehr müssen ausgebaut werden. Wir brauchen eine sozial-ökologische Verkehrswende!

Das Schicksal des Dannenröder Waldes zeigt ganz klar, wo die Prioritäten unserer Politiker*innen liegen. Wirtschafliche Interessen stehen noch immer vor dem Klimaschutz und das trotz eines grünen Wirtschafts- und Verkehrsministers hier in Hessen, dessen Partei vorgibt für Klimaschutz zu stehen.

Die Umsetzung dieses absurden Bauvorhabens konnte seit 40 Jahren verhindert werden. Die Menschen vor Ort und in der Waldbesetzung haben maßgeblich dazu beigetragen.

Nun setzt sich auch FridaysforFuture gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen für den Erhalt des Dannenröder Waldes ein.

Denn weder die Wirtschaft noch die Politik haben bisher ausreichende Konzepte um die Klimakrise zu bremsen, geschweige denn um einen klimagerechten Systemwandel herbeizuführen. Diese Autobahn ist der falsche Weg – Klimaschutz sieht anders aus! Die Zerstörung dieses gesunden Mischwaldes ist nicht zu entschuldigen.

FridaysforFuture wird deshalb zu verschiedenen Aktionen aufrufen, wie zum Beispiel zu Demonstrationen und Mahnwachen. Wir planen bereits einen dezentralen Aktionstag Ende August und einen bundesweiten Streik am 11.09. in Wiesbaden.

Wir sagen klar: Der Danni muss bleiben!

ENDE GELÄNDE

Hallo, mein Name ist Paula und ich sitze hier für Ende Gelände.

Sicherlich kennen Sie Ende Gelände von den Bagger- und Schienenblockaden im Rheinland oder der Lausitz, wo wir seit ein paar Jahren zivilen Ungehorsam gegen den Braunkohleabbau und für die Klimagerechtigkeit leisten Wir sitzen heute hier im Dannenröder Wald, weil es für uns als Teil der Klimabewegung jetzt heißt: Zusammenstehen. Wenn wir die Klimazerstörung stoppen und Klimaungerechtigkeit überwinden wollen, müssen wir gemeinsam Gruben und Wälder, Straßen und Häuser besetzen. Gemeinsam haben wir die Kraft, den Wandel herbeizuführen, der so dringend gebraucht wird.

Wir sind uns einig, dass es dafür sofortiges und konsequentes Handeln braucht. Damit Menschen überall auf der Welt und auch in Zukunft die Möglichkeit haben, ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Und hier, an dieser Stelle, können wir zeigen, dass wir das wirklich wollen, was wir da immer runterbeten. Genau hier gibt es die Möglichkeit, das Falsche zu lassen und das Richtige zu wagen.

Statt veraltete Projekte um jeden Preis durch zu drücken und – wieder einmal mehr – zerstörerische Industrien Fakten schaffen zu lassen, kann der Danni ein Symbol für eine gerechte Verkehrswende sein. Denn: Wir wollen und brauchen keine weitere Autoinfrastruktur und auch keinen hochmotorisierten Individualverkehr für wenige. Sondern: Wir wollen und brauchen nichts weniger als solidarische Mobilität für alle.

Wir würden hier nicht sitzen, wenn die Regierung und die Industrie – einmal mehr – nicht komplett versagt hätten. Weil es aus dieser Richtung keinerlei Anzeichen gibt, Verantwortung zu übernehmen, werden wir selbst die „Autokorrektur“ machen und den Danni retten.

Und weil wir für diesen Wandel kämpfen, werden wir erst Ende September im Rheinland massenhaft, aber mit Abstand, die fossile Industrie blockieren. Wir werden dort den Kampf um die Kohle wieder auf die Agenda bringen und den Menschen in den bedrohten Dörfern beistehen. Danach kommen wir hierher und retten mit der ganzen Klimabewegung den Wald. Für uns ist klar: Erst in die Grube, dann in den Wald.

SAND IM GETRIEBE

Die geplante Autobahn, das verheerende Gerichtsurteil, sowie die möglicherweise anstehende Räumung und Rodung des Dannenröder Waldes ist symptomatisch für eine gescheiterte Verkehrspolitik und ein Mobilitätssystem des vergangenen Jahrhunderts. An diesem Ort zeigt sich wieder einmal, dass die Regierung Menschen, Natur und Klima vermeintlich notwendigen Infrastrukturprojekten unterordnet, die im angesicht der Klimakrise nicht tragbar sind. Die Entscheidungen der letzten Wochen haben gezeigt: die Regierung ist nicht fähig einen notwendigen Wandel hin zu einer klimagerechten Zukunft einzuleiten, deshalb nehmen wir eine radikal-solidarische Verkehrs- und Mobilitätswende selbst in die Hand. Geschlossen stellen wir uns diesem zerstörerischen Projekt entgegen, denn statt neuen Autobahnen, braucht es Investitionen in eine faire Mobilität für alle und eine sozial-ökologische Gesellschaft.

AKTION SCHLAGLOCH

Hallo an alle,

ich bin Lola von Aktion Schlagloch. Aktion Schlagloch ist eine kürzlich gegründete Aktionsgruppe der Klimagerechtigkeitsbewegung. Gemeinsam mit der Kampagne Autokorrektur setzen wir uns für den Erhalt des Waldes, eine umfassende Verkehrswende und eine lebenswerte Zukunft für alle Lebewesen ein. Aktion Schlagloch nennen wir uns, weil wir uns der Auto- und Straßenbauindustrie genauso wie der Verkehrspolitik, die diese überhöht, in den Weg stellen.

Denn klar ist: Wir befinden uns mittendrin in der Klimakrise. Eine Situation, die eine existentielle Bedrohung für uns alle darstellt. Und trotzdem folgt die Bundesregierung immer wieder den Interessen der Autoindustrie und bläst somit immer mehr CO2 in die Luft. Trotzdem werden weiterhin Autobahnen gebaut, die einzig und allein den wirtschaftlichen Interessen der großen Konzerne dienen. Trotzdem soll eine Autobahn – die A49 – mitten durch einen gesunden Mischwald und ein Trinkwasserschutzgebiet gebaut werden. Das System, in dem wir leben, dient nicht den Menschen, sondern nur noch dem Profit. Es ist daher unsere moralische Pflicht, uns gegen diese Ungerechtigkeit zu wehren.

Wir sehen: Klimaschutz braucht entschlossenes kollektives Handeln! Nur wir können das Klima retten. Klimaschutz beginnt da, wo wir uns gegen die profitorientierte Zerstörung unserer Mitwelt auflehnen. Da juristische Wege und andere Protestformen den Bau der A49 bisher nicht verhindern konnten, sehen wir unsere letzte Chance für den Erhalt dieses Naturraums beim zivilen Ungehorsam. Wir rufen für den Tag der Räumung der Waldbesetzung und der darauffolgenden Rodung des Waldes, zu kollektiven und kreativen Formen des zivilen Ungehorsams auf. Zu tausenden werden wir in den Wald strömen und mit unseren Körpern die Räumungs- und Rodungsarbeiten blockieren. Wir stellen uns der Zerstörung des Waldes entgegen.

Bereits hunderte Klimagerechtigkeitsgruppen aus ganz Deutschland sind mobilisiert, sich diesem Kampf anzuschließen. Wir rufen alle anderen Gruppierungen und einzelne Menschen dazu auf, auch diesem Aufruf nachzukommen und am Tag R in den Danni zu kommen.

Der Kampf um den Danni ist für uns ein Kampf für eine Gesellschaft, die auf Solidarität statt Profitgier, auf [Klima-]Gerechtigkeit statt uneingeschränktem Wirtschaftswachstum und auf den Bedürfnissen aller, nicht den wirtschaftlichen Interessen weniger aufgebaut ist.

Wir brauchen keine weiteren Autobahnen. Gütertransport muss auf die Schienen verlegt werden und der Verbrauch von Ressourcen insgesamt reduziert werden. Wir brauchen einen kostenlosen Nah- und Fernverkehr.

Wir kämpfen für eine lebenswerte Zukunft für alle.

Gemeinsam sind wir das Schlagloch, das das Getriebe des Kapitalismus zum Zerbrechen bringt. Gemeinsam sind wir das Unkraut, das immer wieder kommt, wo es am wenigsten gewollt ist. Gemeinsam sind wir die Autokorrektur des Systems.

WALDBESETZUNG

Guten Tag, ich bin Kim Lauterbach von der Waldbesetzung.

Der Ort, an dem wir in diesem Moment sitzen, ist ein besonderer: Wir sind im Dannenröder Wald. Wenn wir tief einatmen spüren wir die frische Luft in unseren Lungen. Wenn wir aufmerksam lauschen, hören wir das Zwitschern der Vögel und das sanfte Rauschen der Blätter im Wind. Diese friedliche Ruhe ist gefährdet. Im Herbst sollen nach Plänen der schwarz-grünen Landesregierung kreischend-laute Kettensägen den Dannenröder Wald zerschneiden und zerstören. Genau an der Stelle, an der wir heute sitzen, soll statt des grünen lebendigen Waldes eine graue Betonwüste entstehen – die A49.

Wir erleben das dritte Dürrejahr in Folge. Weltweit brennen Wälder, wie in Australien, im Amazonas oder erst kürzlich in Sibirien. Es ist ein Skandal, dass in dieser Zeit ein gesunder Mischwald, mit teilweise 300 Jahre alten Eichen und Buchen, verantwortungslos gerodet werden soll. Die Klimakrise ist bereits grausame Realität. Mit die Zerstörung dieses Waldes für eine unnötige Autobahn wird sie vor unseren Augen weiter angefeuert. Das kann ich nicht zulassen. Den Wald zu schützen heißt für uns den Wald zu besetzen. Unser Protest ist solidarisch mit und Teil der breiten Bewegung, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzt.

Es ist erwiesen, dass der 3. größte Verursacher der deutschen CO2 Emissionen der Transportsektor ist. Wenn wir entschlossen gegen die Klimakrise vorgehen wollen, können wir den Straßenverkehr und die Automobilindustrie nicht außen vorlassen.

Die A49 steht für eine Verkehrspolitik von vorgestern, für eine Mobilität auf Kosten Anderer. Auf Kosten der Menschen im globalen Süden, die jetzt schon mit den dramatischen Folgen der Klimakrise konfrontiert werden, auf Kosten des unersetzlichen Dannenröder Waldes, auf Kosten seiner mehr als 4.000 Pflanzen-und Pilzarten, auf Kosten der 6.000 Tierarten die hier leben und auf Kosten unserer lebenswerten Zukunft.

Worum wir hier im Danni kämpfen geht über den Wald hinaus, es geht darum, wie wir eine gerechte Verkehrswende gestalten und wie das gute Leben für Alle aussehen kann.

Momentan sind 10% der Weltbevölkerung für 80% der motorisierten Passagier-Kilometer verantwortlich. Die kapitalistische Wirtschaft ermöglicht die Mobilität von Gütern sowie von westlichen Gesellschaften, aber nicht von allen Menschen. Um dieses ungerechte Privilegn abzuschaffen brauchen wir einen radikalen Systemwandel, diesen streben wir im Danni an.

Es wird nicht ausreichen nur Symbolpolitik zu betreiben. Vielmehr müssen wir uns trauen eine allumfassende Revolution anzugehen. Diese radikale Transformation erstreckt sich über alle Lebensbereiche. Im aktiven Widerstand kämpfen wir nicht nur gegen eine Verkehrspolitik von gestern, sondern erschaffen auch einen Freiraum um die Gesellschaft von Morgen zu gestalten. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Politik oder das Kapital handeln. Verkehrswende bleibt Handarbeit.

Mit unserem Einsatz hier im Danni sind wir Teil einer großen Bewegung. Indem wir uns der fossilen Lobby aktiv entgegenstellen, tragen wir unseren Teil zu einer klimagerechten Zukunft bei. Wir kämpfen nicht alleine. Jeden Tag werden wir mehr – sowohl hier in der Waldbesetzung, als auch auf Protesten in den Städten setzen wir uns für eine gerechte Mobilität ein. Im Herbst wollen die Landesregierung, die DEGEs und Strabag den Danni zerstören und Fakten schaffen. Aber Fakt ist: Der Wald steht noch hier. Wir sind noch hier und wir bleiben. Im Wald leben heißt wertschätzen lernen, was uns umgibt, was uns am Leben hält. Dafür sind wir bereit einzustehen, bereit den Wald flächendeckend zu verteidigen.

Wir rufen jeden einzelnen Menschen auf Teil dieser Bewegung zu werden und gemeinsam kämpfen wir für den Danni, Gerechtigkeit und einen Planeten auf dem das gute Leben für Alle möglich ist.

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