Statement zur Polizeigewalt im Dannenröder Wald vom Sani–Team

Disclaimer: Dieser Text wurde von Einzelpersonen verfasst und nicht mit der ganzen Besetzung abgesprochen. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das ‚offizielle Gruppenmeinungen‘ für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt wird daher hier nicht zensiert, sondern kann gleichberechtigt neben einander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Wir vom Sani-Team wollten gerade den unten geschriebenen Text hochladen. Doch wurden wir von 2 kurz aufeinander folgenden Nachrichten unterbrochen: In Oben hat eine Person eine Kopfverletzung durch Polizeigewalt erlitten. In Drüben wurde ein Baum gefällt, durch dessen Baumkrone eine Traverse lief, an der ein Mensch hing. Trotz der Rufe von Personen dies nicht zu machen, die hundertmeterweit zu hören waren. Demosanitäter wurden nicht zugelassen um zu ggf. einzuschreiten. Kurz darauf wollten sie Menschen helfen, die nach ‚Kontakt‘ zu der Beweis – und Festnahnme-Einheit (BFE) auf dem Boden lagen. Ein Sani wurde dabei kräftig geschubst und sehr aggressiv behandelt.

Wir haben in dem unteren Text nicht die Gefahren thematisiert, die durch fahrlässiges Handeln der Polizei entstehen wie heute und gestern dramatisch erlebt wurde.

Nun der Text, den wir gerade eigentlich veröffentlichen wollten:

Wir schreiben hier eine Mitteilung bzgl. beobachteter Fälle von Polizeigewalt in den letzten Wochen und was wir damit machen möchten.

Dieser Text ist geschrieben vom Sani-Team, das Teil des Widerstandes um den Dannenröder Wald ist. Hier schreiben wir über ‚Polizeigewalt‘. Dabei ist es uns klar, dass nicht die Polizist*innen alleine an den Vorfällen ‚schuld‘ sind. Hinter ihren Handlungen steckt ein System, das an sich eine massive Form von Gewalt darstellt.

Die Fakten: Es wurde und wird täglich in den sozialen Medien schon viel über Polizeigewalt im Rahmen des Schutzes von Danni, Herri, Mauli und damit auch des Lebens auf der Erde berichtet. Wir sehen regelmäßig Menschen mit psychischer Traumatisierung sowie Panikattacken, Handgelenkschmerzen und Rippenprellungen nach Polizeieinsätzen.

Innerhalb von 4 Tagen gab es 2 Fälle von Schädel-Hirn-Traumata, bei denen Personen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Bildgebende Untersuchungen wurden bei beiden durchgeführt, um eine Hirnblutung auszuschließen. Eine von den Personen rannte in Richtung eines Harvesters. Dabei erlitt sie einen Schlag mit einem Schlagstock auf den Kopf ohne vorherige physische Versuche sie zu stoppen. Die andere Person wurde auf einer Treppe an den Füßen runtergezogen und knallte mit dem Hinterkopf auf den Asphalt.

Wir wollen nicht diese Fälle besonders betonen, da jede Form von physischer und psychischer Gewalt Spuren hinterlässt, die mensch nicht messen kann. Wir wollen nicht, dass Menschen, die ‚weniger krasse‘ Sachen erlebt haben, das Gefühl bekommen, weniger Leid erfahren zu haben.

Unsere Gedanken und Gefühle diesbezüglich:

Wir sind empört zu sehen, wie viel an körperlichen und psychischen Schäden die Regierung/der Staat bereit ist in Kauf zu nehmen, um diese zerstörerische Autobahn durchzuboxen. Wir sind wütend, da wir diese alltägliche Gewalt nicht verhindern können. Manche von uns fühlen sich schwach. Jedoch versuchen wir durch unser Handeln, gemeinsam unsere Resilienz zu steigern.

Was wir wollen:

Was Menschen schon seit Jahrzehnten laut schreien, schreiben wir hier nochmal auf: Stopp der Rodung jetzt; kein zusätzlicher Quadratmeter Autostraßen; ein radikales Umdenken unserer Art miteinander und mit dem Planeten umzugehen.

Bis diese schönen Worte Wirklichkeit sind, werden wir, von der medizinischen Erstversorgung hier in / um Danni, Fälle von Polizeigewalt dokumentieren und versuchen, regelmäßig zu berichten. Mit dem Ziel weiterhin den hohen Schaden an alle Lebewesen klar zu machen, der durch dieses sinnlose Bauprojekt entsteht.

Vom 8. bis 15.11. haben wir zusätzlich zu den zwei oben genannten Fällen Folgendes dokumentiert:

2 Fälle von Handgelenksverenkungen, eine Unterschenkelprellung, eine Gesichtsschürfung, 2 Schnittwunden, eine Sehnenverletzung der Hand, eine Bindehautentzündung, eine Gesichtsprellung mit möglichem Augenhöhlenbruch, eine Brustkorbprellung, eine Risswunde an dem Ohrläppchen. Wir betonen nochmal, dass dies die Spitze des Eisbergs ist. Wir haben nicht alle Fälle und alle Formen von Polizeigewalt dokumentieren können, da wir nur von einem Bruchteil davon erfahren haben.

Alle Menschen, die im Rahmen der Rodungen, Räumungen und anderen Aktionen hier Polizeigewalt erfahren haben, können sich daher bei uns melden. Dazu zählen auch psychische Gewalterfahrungen.

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2 Responses to Statement zur Polizeigewalt im Dannenröder Wald vom Sani–Team

  1. Matze says:

    Liebe Waldbeschützer,

    ich bewundere Euch für Euren selbstlosen Einsatz , es ist sehr schön mal zur Abwechselung Menschen zu begegnen, die für die Werte einstehen, an die sie glauben.
    Dafür möchte ich Euch meinen Respekt aussprechen.
    In den vergangenen Wochen habe im meinem Umfeld immer wieder versucht Menschen
    (die meistens nicht gerade zu Eurem Fanclub gehören) dazu zu bewegen sich vor Ort ein eigenes, nicht von einseitiger Berichterstattung geprägtes, Bild zu machen und …… einige sind nachdenklich geworden und haben (ich bin fast vom Stuhl gefallen) Verständnis für Euren friedlichen Protest geäußert ( sogar einer der Vorher sagte,
    mann solle die Bäume einfach samt Baumbesetzer umsägen und weiteres ehr wenig schmeichelhaftes). Mir ist klar, das er auch in Zukuft CDU wählt, aber ich bin stolz auf
    ihn, das er den Danni besucht hat und auch ein paar Bilder im Kollegium gezeigt hat.
    Er sagte mir das er nur desshalb gefahren ist, weil ich ihn nicht versucht habe zu überzeugen, sondern ihn ermutigt habe, sich ein eigenes Bild machen .
    Natürlich habe ich auch an Politiker geschrieben und Sachlich und mit Respekt meine Meinung kund getan, leider hat bisher keiner geantwortet (sogar auf der FB-Seite der Hessischen Grünen, auch wenn es mir sehr schwer gefallen ist da höflich zu bleiben).
    Aber es gibt auch Aktionen der Demonstranten, die ich für absolut kontraproduktiv halte.
    Mit Abseilaktionen auf Autobahnen, trefft Ihr,meiner Meinung nach, ein Klientel, welches Euch sowiso schon sehr kritisch gegeüber steht.
    Wenn die dann stundenlang im Stau stehen oder sogar noch Umfälle passieren, wird die Zustimmung für Eure Sache sinken (denn die „dunkele Seite der (Staats)Macht“wurd es gegen Euch benutzen).
    Und dann würde ich mich freuen, wenn Ihr Euch von Leuten öffentlich distanziert, die Stahlkugeln auf Polizisten schießen, denn das sind auch nur Menschen, die in den Danni befohlen werden (viele von ihnen können sich bestimmt auch etwas prickelnderes vorstellen, als Sonntags im Wald zu stehen und verbale Liebesbekundungen über sich ergehen zu lassen).
    Leider neigen viele Leute für die Gewaltbereitschaft einiger weniger alle Aktivsten zu verurteilen und es beraubt mir die Grundlage für Verständnis mit Eurer Sache zu werben.
    Alles Gute für Euch und haltet durch

  2. Nöll says:

    Hallo ihr lieben, ihr habt meine volle Unterstützung. Ich wurde geboren in dem Jahr, als das Nazireich besiegt wurde. Ich wuchs auf mit der Idee, darin bestätigt durch meine Eltern, dass nun die Welt endlich gelernt hätte. Rassistische und andere Formen Gewalt würden nun nie mehr vorkommen. Bald würden die Menschen eine friedliche Weltregierung aufbauen und so.
    Inzwischen weiß ich mehr. Es ist so leicht, auf die USA zu zeigen, auf die dort herrschende Polizeiwillkür. Ist es hier denn anders? Na ja, etwas weniger schon. Aber auch hier bleibt Polizeigewalt fast immer ohne Anklage und erst recht unbestraft. Selbst dann, wenn ein Mensch in der Zelle verbrennt und sich angeblich selbst angezündet hat, trotz Fesselung. Solche Straffreiheit zieht natürlich gewalttätiges Volk an. Aber das ist kein Systemfehler, das ist gewollt. Ein paar Nazis auf jedem Polizeirevier ist gut für die Moral, besonders dann, wenn der Bauherr einer Autobahn A.Scheuer heißt, der die personifizierte Straffreiheit im Amt ist.
    Ich bin bei euch und bei allen Lebewesen, egal ob sie Beine oder Wurzeln haben, die weichen müssen für eine Autobahn, die nie gebaut werden wird.
    So wie Hambi, so auch Danni!

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